Dick: „Geeignete Fachkräfte zu finden, gestaltet sich für unsere Unternehmen zunehmend schwieriger“

STUTTGART - Die Arbeitslosenzahlen sind im November in Baden-Württemberg wie erwartet weiter gesunken. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist so hoch wie seit vielen Jahren nicht mehr. Angesichts der stetig rückläufigen Erwerbslosigkeit rückt nun jedoch das Problem der Fachkräftesicherung stärker in den Vordergrund. „Geeignete Fachkräfte und Kandidaten für Ausbildungsplätze zu finden, gestaltet sich für unsere Unternehmen zunehmend schwieriger“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Peer-Michael Dick, am Mittwoch in Stuttgart. „Die Arbeitskräftelücke in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) wächst stetig weiter.“

Laut einer an diesem Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) gab es in Baden-Württemberg im Oktober im MINT-Bereich rund 65.200 offene Stellen bei gleichzeitig nur 25.590 Arbeitslosen in diesem Segment. Deutschlandweit würde laut IW ohne Gegenmaßnahmen zur Fachkräftesicherung bis zum Jahr 2025 die Anzahl erwerbstätiger MINT-Fachkräfte um rund eine Million sinken.

Der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer sieht eine Lösungsmöglichkeit in Weiterqualifizierungen von an- und ungelernten Mitarbeitern zu Facharbeitern. Zudem gelte es, Flüchtlinge möglichst rasch in Arbeit zu vermitteln oder ausbildungsreif zu machen. In diesem Zusammenhang begrüße Südwestmetall auch die Forderung der baden-württembergischen CDU-Landesgruppe im Bundestag, Unternehmen zu erlauben, bei der Einstellung von Flüchtlingen den ortsüblichen Lohn zu unterschreiten. „Die derzeitige Regelung kann nämlich dazu führen, dass ein Arbeitgeber einem Flüchtling unter Umständen einen höheren Lohn bezahlen muss als seinen anderen Mitarbeitern“, sagte Dick: „Das ist ein echtes Einstellungshindernis.“

Südwestmetall selbst engagiert sich in der Flüchtlingsfrage unter anderem mit dem Projekt der Integrationslotsen, die bei der Vermittlung von Flüchtlingen in Praktika, Ausbildungsstellen und Arbeitsplätze als Schnittstelle zwischen Arbeitsagenturen, Jobcentern und Unternehmen fungieren.

„Gleichzeitig bedarf es weiterer Anstrengungen, um mehr Frauen für Berufe in der Metall- und Elektroindustrie zu interessieren“, sagte Dick. Ein weiterer Ausbau von Ganztagsangeboten in Kindergärten und Schulen würde es beiden Elternteilen erlauben, verstärkt in Vollzeit zu arbeiten. „Hier gibt es in Baden-Württemberg noch deutlichen Nachholbedarf“, erklärte er.

„Außerdem müssen Schülerinnen und Schüler verstärkt für MINT-Themen begeistert werden“, sagte der Arbeitgeber-Vertreter: „Südwestmetall ist hier seit Jahren mit zahlreichen Projekten zur Berufsorientierung und MINT-Förderung an den Schulen sowie in der Lehrerfortbildung aktiv.“ Jüngst habe der Verband alle Bildungsaktivitäten unter dem Dach „Südwestmetall macht Bildung“ gebündelt.

Zudem engagierten sich die Arbeitgeber über das Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft bei dem Projekt „Wirtschaft inklusiv“, sagte Dick. In dem Projekt gehe es darum, Unternehmen für die Beschäftigung und Ausbildung von Menschen mit einer Schwerbehinderung zu sensibilisieren, erläuterte der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer. „Immer mehr Unternehmen erkennen, dass es auch hier ein Reservoir zur Deckung des Fachkräftebedarfs gibt“, sagte Dick. So sei die Arbeitslosigkeit bei den schwer behinderten Menschen in Baden-Württemberg im November gegenüber dem Vorjahresmonat nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit deutlicher zurückgegangen (minus 5,5 Prozent) als die Arbeitslosigkeit insgesamt (minus 0,1 Prozent).

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