IG Metall lässt Einsicht in schwierige wirtschaftliche Situation unserer Industrie vermissen

15.10.2020

Die baden-württembergischen Metallarbeitgeber beharren weiterhin darauf, dass ein Abschluss in der kommenden M+E-Tarifrunde die Arbeitskosten nicht verteuern darf. „Die IG Metall Baden-Württemberg hat heute erklärt, eine Nullrunde abzulehnen. Das lässt leider völlig die Einsicht in die extrem schwierige Situation unserer Industrie vermissen“, sagte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Dr. Stefan Wolf, am Donnerstag in Stuttgart: „Ein Abschluss, der unsere ohnehin schon hohen Arbeitskosten verteuert, ist in dieser Zeit schlicht nicht machbar.“

Dr. Wolf: „Wir können uns einen Abschluss, der unsere hohen Arbeitskosten noch weiter verteuert, jetzt schlicht nicht leisten“

Wolf verwies darauf, dass viele Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie (M+E) derzeit nicht nur die gravierenden Folgen der Covid-19-Pandemie zu schultern hätten, sondern sich auch in einem tiefgreifenden digitalen Transformationsprozess befänden oder sich mit den disruptiven Veränderungen im Automobilbereich auseinandersetzen müssten: „Unternehmen unserer Industrie sind in der Breite traditionell keine Renditekönige. Selbst in einem guten Jahr wie 2018 verdiente rund ein Drittel der Firmen weniger als zwei Prozent vom Umsatz – zu wenig, um so viel in Zukunftstechnologien zu investieren, wie dies eigentlich erforderlich wäre.“ Die Corona-Krise habe nun einen Großteil der Unternehmen sogar in die roten Zahlen gestürzt, die Umsätze in diesem Jahr um ein Sechstel gedrückt. Knapp die Hälfte der Unternehmen plane daher, im kommenden Jahr Personal abzubauen.
„Unsere Unternehmen sind bereit, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen, notwendige Einschnitte so gering und sozial verträglich wie möglich zu halten“, sagte der Südwestmetall-Vorsitzende: „Um sie dabei bestmöglich zu unterstützen, benötigen sie allerdings Kostenentlastungen, zu denen auch eine in die Zukunft gerichtete Tarifpolitik und die Beschäftigten beitragen können. Das wäre auch der beste Beitrag, die Unternehmen zu sichern und damit den Beschäftigten die Ängste vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze zu nehmen.“
Bedauerlicherweise ginge jedoch die Forderung der IG Metall nach einer 4-Tage-Woche mit teilweisem Lohnausgleich genau in die entgegengesetzte Richtung. „Dieser Vorschlag läuft darauf hinaus, die Kosten der geleisteten Arbeit zu verteuern, was in der jetzigen Situation absurd erscheint“, kritisierte Wolf. Die Verteuerung sei auch der Hauptgrund, weshalb ein entsprechender Tarifvertrag, den es dazu in Baden-Württemberg bereits gebe, so gut wie gar nicht genutzt werde: „Und es ist doch so, dass unsere Beschäftigten im Vergleich zu anderen Arbeitnehmern finanziell schon bestens ausgestattet sind. Wer jetzt meint, da nochmal und nochmal draufsatteln zu müssen, obwohl das Terrain immer schwieriger wird, sorgt nur für schwindende Stabilität und vergrößert die Fallhöhe.“
Der Verbandsvorsitzende kündigte an, dass die Arbeitgeberseite in den anstehenden Tarifverhandlungen nicht nur weitere Kostensteigerungen verhindern wolle: „Wir streben konkret eine Lösung an, die es insbesondere wirtschaftlich oder von der Transformation schwer getroffenen Firmen ermöglicht, in einem quasi automatisierten Prozess nach unten vom Flächentarif abzuweichen.“ Er rechne dabei zwar mit Widerstand der IG Metall: „Aber es kann nicht sein, dass es im Flächentarif in guten Zeiten nur steil bergauf mit dauerhaften Kosten geht, von denen wir in schlechten Zeiten nicht wieder runterkommen. Darauf haben wir stets hingewiesen, und die aktuelle Situation zeigt, dass wir mit dieser Warnung richtig lagen. Die IG Metall muss ihre Verantwortung auch in schwierigen Zeiten über den Flächentarifvertrag gerecht werden.“

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Thomas Widder

Referent Kommunikation

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