Umfrage: Lieferengpässe bremsen wirtschaftliche Erholung in der Metall- und Elektroindustrie

Dick: „Mit einer Entspannung können wir frühestens im 2. Halbjahr 2022 rechnen“

04.11.2021

Die akuten Liefer- und Versorgungsengpässe haben die Betriebe der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) fest im Griff. Laut einer Umfrage der Arbeitgeberverbände berichten 80 Prozent der befragten Unternehmen von einer „mittleren“ oder sogar „starken“ Beeinträchtigung des Geschäfts. „Die Engpässe bremsen spürbar die wirtschaftliche Erholung aus“, sagte Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick am Donnerstag in Stuttgart: „Die Hoffnung auf Rückkehr zum Vorkrisenniveau im Laufe des kommenden Jahres verschiebt sich für immer mehr Firmen nach hinten.“

Bei einer Verbandsumfrage im Januar hatten noch knapp zwei Drittel der Unternehmen (63,5 Prozent) angegeben, bis Ende 2022 mindestens das Niveau von Ende 2018 – vor Rezession 2019 und folgender Corona-Krise – erreichen zu können. Mittlerweile rechnet damit nur noch knapp die Hälfte der Firmen (49,4 Prozent). Die Lieferengpässe spielen dabei eine gewichtige Rolle. Nur rund jedes 40. Unternehmen ist davon gar nicht betroffen. Allein in diesem Jahr bescheren die Probleme den Firmen im Mittel zehn Prozent weniger Umsatz.

Nach Angaben der Unternehmen fehlen Rohstoffe und Materialien gleichermaßen wie Vorprodukte, insbesondere Halbleiter, Elektronikkomponenten, Stahl/-produkte und Metalle, aber auch Kunststoffe oder Drähte und Rohre. Im Schnitt leiden die Betriebe seit gut fünf Monaten unter den Lieferengpässen, einzelne Firmen spüren sie aber schon seit mehr als einem Jahr. Perspektivisch rechnen die Betriebe damit, dass die Engpässe noch rund neun Monate anhalten werden. Einzelne Firmen erwarten sogar Engpässe für bis zu weitere 24 Monate. „Mit einer Entspannung können wir also frühestens im 2. Halbjahr 2022 rechnen“, sagte Dick.

Besonders häufig klagen die Betriebe über Preissteigerungen im Einkauf (85,8%) und über verspätete Lieferungen (83,6%), aber auch über zu geringe Liefermengen (57,5%) oder komplette Lieferausfälle (46,6%). Verantwortlich dafür ist vor allem die fehlende Produktion bei Lieferanten (83,2%), aber auch der Transport nach Europa bereitet große Probleme (53,7%). Am Häufigsten reagieren die betroffenen Unternehmen auf die Probleme mit der Suche nach alternativen Lieferanten und Produkten (72,8%), der teilweisen Weitergabe der Preissteigerungen (60,8%) und Einschränkungen in der Produktion (53,0%). Auch der Erhalt der verbesserten Regelungen zur Kurzarbeit (25,0%) spielt neben gestrichenen Schichten eine wichtige und noch eine größere Rolle als der Abbau von Beschäftigung.

An die Politik adressieren die Unternehmen eine ganze Reihe von Maßnahmen, mit denen kurzfristig die Auswirkungen der Engpässe abgemildert werden könnten. Dazu zählen die Optimierung der Zollabfertigung, die vorübergehende Aufhebung von LKW-Fahrverboten an Sonn- und Feiertagen und des Verbots von Nachtflügen für Transportflüge oder verbesserte Regelungen zur Kurzarbeit. „Häufig haben wir auch den Wunsch gehört, dass die Produktion bestimmter Waren und Komponenten in Europa gestärkt werden soll, um künftig die Abhängigkeiten bei solchen global auftretenden Problemen zu verringern“, sagte der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer: „Hierzu können Politik und Tarifpolitik auch einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie die richtigen, wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen schaffen.“

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Volker Steinmaier

Referatsleiter Medienarbeit Print, Rundfunk und TV

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