Die wirtschaftliche Lage der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) bleibt auch mehr als ein Jahr nach Beginn des Ukraine-Kriegs von Unsicherheiten geprägt. Aktuell bereiten insbesondere die schwachen Auftragseingänge Sorgen. Die Gefahr, dass es in den kommenden Monaten doch zu einer Rezession kommt, ist noch nicht gebannt.
Auftragseingänge
Nach
deutlichen Rückgängen Ende 2022 und zum Jahresbeginn 2023 verbuchten die
M+E-Firmen in Baden-Württemberg im März nunmehr den fünften Monat in Folge bei
den Auftragseingängen ein kräftiges Minus (-14,4 Prozent) gegenüber dem Vorjahr.
Dabei verzeichneten die Aufträge in fast allen Branchen ein Minus. Den
stärksten Einbruch hatte die Elektrotechnik mit -26,5 Prozent zu verzeichnen,
gefolgt vom Fahrzeugbau (-19,8 Prozent). Lediglich die Metallverarbeitung lag
im März im Plus. Seit Jahresbeginn steht für die gesamte M+E-Industrie nunmehr ein
Minus von 14,1 Prozent in den Büchern. Dabei zeigen sich insbesondere die
Elektrotechnik und der Fahrzeugbau schwach. Allmählich beginnt auch der hohe
Auftragsbestand, der lange bei einer Reichweite von sechs Monaten lag,
abzuschmelzen (im April 5,6 Monate).
Produktion
Nach
wie vor fährt die M+E-Produktion im Land dem Vorkrisenniveau von 2018 hinterher.
Seit Jahresbeginn zeigt der Trend jedoch nach oben. Im März produzierten die
Firmen im Land 8,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Zuwächse verbuchten bis
auf die Metallverarbeitung alle Branchen, wobei der Fahrzeugbau an der Spitze
lag. Seit Jahresbeginn steht nun ein Plus von 4,7 Prozent in den Büchern, wobei
Fahrzeugbau und Elektrotechnik überdurchschnittlich zulegen konnten. Zu den
Spitzenwerten des Vorkrisenjahres 2018 fehlt der gesamten M+E-Industrie damit immer
noch ein ganzes Stück. Ob und wann der Gesamtrückgang aufgeholt werden kann,
bleibt angesichts der schwächelnden Auftragseingänge ungewiss. Vor allem aber liegt
die Produktionsentwicklung der deutschen und der baden-württembergischen
M+E-Industrie seit Beginn der Rezession 2019 deutlich hinter der weltweiten
Industrieproduktion zurück.
Beschäftigung
Seit Mitte 2019 war bei den Beschäftigtenzahlen in der M+E-Industrie landes- und bundesweit ein Abwärtstrend zu beobachten, der sich mit dem Beginn der Corona-Pandemie verstärkte. Nach einem Jahr der Stagnation ist jedoch seit gut einem Jahr wieder ein leichter Aufwärtstrend zu beobachten. Der März schloss mit einem Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. Seit dem Höchststand Mitte 2019 sind im Land 30.500 M+E-Jobs verloren gegangen, was einem Rückgang von weniger als drei Prozent entspricht. Für die kommenden Monate rechnen die M+E-Unternehmen bundesweit im Saldo weiter mit einem leichten Zuwachs bei der Beschäftigung.
Kurzarbeit
Kurzarbeit spielt in der M+E-Industrie trotz der wirtschaftlich schwierigen Umstände aktuell weiterhin eine geringere Rolle. Im Januar (aktuellste verfügbare Daten) waren nach Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit mit 57.300 knapp 1,5 Prozent aller M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit – weniger als noch zum Jahresende. Zum Vergleich: Im Spitzenmonat Mai 2020 (Lockdown) waren mehr als 1,5 Millionen M+E-Beschäftigte in Kurzarbeit. Allerdings liegt das aktuelle Niveau weiterhin etwas über dem durchschnittlichen Stand der Jahre vor Ausbruch der Pandemie (2011-19). Bei den Anzeigen zur Kurzarbeit zeigt sich wenig Bewegung. Der Anteil der Firmen, die in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit planen, liegt mit sieben Prozent auf einem moderaten Niveau.
Ertragslage
Die Erträge
der Firmen sind im vergangenen Jahr durch die stark gestiegenen Preise für
Rohstoffe, Vorprodukte und Energie unter Druck geraten. Das zeigen auch die
aktuellsten Daten der ifo-Renditeschätzung vom September 2022. Demnach hat sich
der Anteil der Unternehmen, die 2022 rote Zahlen oder eine „schwarze Null“
(weniger als zwei Prozent Nettoumsatzrendite) geschrieben haben, deutlich von
34 auf 41 Prozent erhöht. Für 2021 geht Gesamtmetall noch von einer
umsatzgewichteten Durchschnittsrendite auf 2,5 Prozent aus. Im langjährigen
Mittel liegt dieser Wert bei etwa drei Prozent. Allerdings handelt es sich
dabei um vorläufige Werte auf Basis von Schätzungen, die in der Vergangenheit
immer wieder – teils deutlich – nach unten korrigiert wurden.
Prognosen: Geschäftslage, Personal, Produktion, Export
Stand Mai 2023