Dick: „Behauptung, wir wollen das Gesetz abschaffen, um Beschäftigte länger arbeiten zu lassen, ist schlicht falsch“

STUTTGART – Der Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie, Südwestmetall, schlägt in der aktuellen Diskussion um das Thema Arbeitszeit der IG Metall im Land weniger „bewusstes Missverstehen“ und stattdessen genaues Lesen und nüchterne Analyse vor.

„Die Behauptung, die Arbeitgeber wollten das Arbeitszeitgesetz abschaffen und die Arbeitszeiten der Beschäftigten über das derzeitige gesetzliche Maß hinaus verlängern, ist schlicht falsch und wird auch durch ständige Wiederholung nicht richtig“, sagte Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick am Donnerstag in Stuttgart: „Gerade beim Thema Arbeitszeit sehen wir viele Ansatzpunkte, die unterschiedlichen Wünsche von Betrieben und Beschäftigten nach mehr Flexibilität für beide Seiten gewinnbringend unter einen Hut zu bringen. Es ist daher schade, dass die IG Metall hier nur Konfliktpotenzial sieht.“

Zur Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes stellte Dick klar, dass es den Arbeitgebern nicht um eine generelle Verlängerung, sondern um eine flexiblere Verteilung der Arbeitszeit gehe. Er plädierte dafür, den Spielraum der EU-Arbeitszeitrichtlinie auszuschöpfen, die lediglich eine Höchstgrenze für die Wochenarbeitszeit vorsehe: „Denn die tägliche Höchstgrenze von zehn Stunden, die in Deutschland gilt, wird mehr und mehr zum Hindernis in einer modernen Arbeitswelt.“ Dass es nicht um generell längeres Arbeiten gehe, werde auch daran deutlich, dass die EU-Höchstgrenze bei 48 Stunden pro Woche liege. „Das ist auch absolut im Sinne der Beschäftigten. Sie könnten dann bei entsprechender Änderung der Gesetze und der Tarifverträge auch mal nachmittags für die Kinderbetreuung frei nehmen und abends dann am Computer die eine oder andere Arbeitsstunde nachholen“, sagte Dick: „Bei der heute geltenden zwingenden elfstündigen Ruhepause geht das nicht.“

Der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer machte allerdings deutlich, dass die Betriebe einen angemessenen Ausgleich benötigen, wenn – wie von der IG Metall gefordert – den Beschäftigten zusätzliche Möglichkeiten eingeräumt werden sollten, ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten und vorübergehend auch einmal abzusenken. „Schließlich geht dadurch Arbeitszeitvolumen verloren. Angesichts wachsender Fachkräfteengpässe ist es aber nicht möglich, solche Freistellungen durch zusätzliches Personal zu kompensieren“, sagte Dick: „Hier würde ich mir von der IG Metall mehr konstruktive Vorschläge als reflexartige Abwehr wünschen.“

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