Wolf: „Industrielle Digitalisierung bietet noch riesigen Chancen für unsere Unternehmen“ Bauernhansl: „Bedeutung wird durchgängig erkannt, aber oft fehlt noch eine Gesamtstrategie“

STUTTGART – Die Digitalisierung ist auch im Mittelstand der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie angekommen. Projekte und Maßnahmen werden dort vor allem in der Produktion umgesetzt.

Möglichkeiten zur Digitalisierung der Produkte und zur Ableitung von digitalen Zusatzservices hingegen sind zwar bekannt, eine breite Umsetzung dieser Ansätze erfolgt jedoch noch nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) im Auftrag des Arbeitgeberverbands Südwestmetall. „Die Studie zeigt, dass sich inzwischen auch der Mittelstand eine gute Position im Wettlauf um Industrie 4.0 erarbeitet hat“, sagt der Südwestmetall-Vorsitzende Dr. Stefan Wolf: „Allerdings gibt es auch noch hinreichend Potenziale, die erschlossen werden können und müssen.“

Laut Professor Dr. Thomas Bauernhansl, Leiter des Fraunhofer IPA, haben die Unternehmen die Bedeutung der Digitalisierung für die strategische Ausrichtung ihres Unternehmens zwar fast durchgängig erkannt: „Allerdings wurde die Verankerung der Digitalisierung in der Gesamtstrategie nur von einem geringen Teil der Unternehmen bereits umgesetzt.“ Auch der starke Wandel der Berufsbilder und die damit verbundenen erhöhten Anforderungen an die Mitarbeiter werde gesehen, so Bauernhansl: „Es findet auch bereits eine problemorientierte Vorbereitung der Mitarbeiter statt. Aber eine übergreifende Strategie zur Qualifizierung der Mitarbeiter existiert in vielen Unternehmen noch nicht.“

Neben der Erarbeitung von Entscheidungsgrundlagen war es Ziel der gemeinsamen Studie von Südwestmetall und Fraunhofer IPA, den Unternehmen auch Handlungsempfehlungen an die Hand zu geben. Diese wiederum hängen davon ab, wo sich die Unternehmen jeweils innerhalb der Lieferkette einordnen und positionieren, aber auch davon, wie hoch das Digitalisierungspotenzial der Produkte ist. „Unternehmen, deren Produkte nur ein geringes Digitalisierungspotenzial haben, sollten sich in erster Linie darauf fokussieren, ihre Effizienz zu verbessern und die Qualität in der Produktion zu erhöhen“, empfiehlt Bauernhansl. Bei einem mittleren Digitalisierungspotenzial der Produkte könnten die Unternehmen auch von einer Digitalisierung der klassischen Lieferkettenkooperationen profitieren: „Ist das Digitalisierungspotenzial aber sehr hoch, sollten die Unternehmen über eine Repositionierung innerhalb der Lieferkette nachdenken und Möglichkeiten suchen, zukünftig als Hersteller in direkten Kundenkontakt zu treten. Dadurch kann ein hohes Umsatzpotenzial für digitale Zusatz- und Serviceleistungen entstehen.“

„Die Studie gibt uns wertvolle Hinweise, wie unsere Mitglieder auf ihrem Weg zu Industrie 4.0 besser unterstützt werden können“, sagt Südwestmetall-Chef Wolf. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen verhielten sich bei der Digitalisierung noch abwartend. Wolf ist überzeugt: „Die industrielle Digitalisierung bietet eine riesige Chance für unsere Unternehmen, da sie Möglichkeiten schafft, noch anspruchsvollere Produkte zu attraktiven Preisen herzustellen. Das wiederum kann zu mehr Produktion, mehr Beschäftigung und damit letztlich zu mehr Wohlstand führen.“

Zur Studie: In der Studie wurden zwölf Potenzialanalysen bei von Südwestmetall ausgesuchten Mitgliedsunternehmen durchgeführt. Dabei wurden verschiedene Größenklassen sowie unterschiedliche Branchen und Geschäftsmodelle berücksichtigt. Betrachtet wurden dabei die organisationalen Voraussetzungen („Digitalisierungsstrategie“), die Wertschöpfung („Smart Production“), das Produktportfolio („Smart Product“) und die Prozesseffizienz („Lean Management“). Die Erkenntnisse der Studie wurden in konkreten Hypothesen zusammengefasst und in den aktuellen wissenschaftlichen Diskurs eingeordnet. Sie geben wichtige Impulse sowohl für die unternehmensstrategische Praxis als auch für die Produktionsforschung.

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