Konjunktur Metall- und Elektroindustrie

Die Talfahrt der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) setzt sich auch in den ersten Monaten des Jahres 2024 fort. Weiterhin bereiten insbesondere die schwachen Auftragseingänge Sorgen. Die erhoffte Trendwende lässt auf sich warten. Die Gesamtwirtschaft steckt in einer Rezession. Entspannung zeichnet sich nur bei den Preisen ab.

Auftragseingänge

Seit mehr als einem Jahr verbuchen die M+E-Firmen in Baden-Württemberg Monat für Monat bei den Auftragseingängen ein Minus gegenüber dem Vorjahresmonat, im Februar betrug es 4,8 Prozent. Den stärksten Einbruch hatte mit -10,9 Prozent erneut der Maschinenbau zu verzeichnen. Auch die anderen Branchen lagen im Minus. Seit Jahresbeginn steht für die M+E-Industrie im Land damit ein Gesamtminus von 4,6 Prozent in den Büchern, nach einem Rückgang von 11,8 Prozent im Vorjahr. Der hohe Auftragsbestand, der lange bei einer Reichweite von sechs Monaten lag, ist deutlich abgeschmolzen (im Januar 4,6 Monate).

Produktion

Nach wie vor fährt die M+E-Produktion im Land dem Vorkrisenniveau von 2018 hinterher. Im Februar verzeichneten die Firmen einen Rückgang von 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nach einem Minus von 6,6 Prozent im Januar. 2023 stagnierte die Produktion (-0,1 Prozent). Im Februar lagen erneut alle Branchen im Minus, am deutlichsten wieder der Fahrzeugbau mit -18,9 Prozent, dessen Produktion damit seit Jahresbeginn um gut 20 Prozent eingebrochen ist. Die aktuelle Gesamtproduktion liegt damit sogar unter dem Niveau von 2015. Vor allem aber fährt die Produktionsentwicklung der deutschen und der baden-württembergischen M+E-Industrie seit Beginn der Rezession 2019 der weltweiten Industrieproduktion hinterher. Der Dachverband Gesamtmetall rechnet für 2024 mit einem weiteren Rückgang der Produktion.

Beschäftigung

Nachdem sich das Beschäftigungsniveau nach dem leichten Corona-Einbruch zunächst wieder erholt hatte, bewegen sich die Beschäftigtenzahlen in der M+E-Industrie landes- und bundesweit seit mehreren Monaten seitwärts. Der Februar schloss mit einem Plus von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. Seit dem Höchststand Mitte 2019 sind im Land 24.900 M+E-Jobs verloren gegangen, was einem Rückgang von rund zwei Prozent entspricht. Damit sind in der baden-württembergischen M+E-Industrie aber immer noch 151.400 Menschen mehr beschäftigt als beim Tiefststand nach der Finanzkrise Anfang 2010 (+18 Prozent). Für die kommenden Monate rechnen bundesweit jedoch deutlich mehr M+E-Unternehmen mit einer rückläufigen Beschäftigung als mit einem Beschäftigungsaufbau.

Kurzarbeit

Kurzarbeit spielt in der M+E-Industrie angesichts der wirtschaftlich schwierigen Umstände wieder eine zunehmende Rolle. Im 1. Quartal 2024 hat sich der Anteil der Firmen, die in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit planen, mit 22,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal (21,3 Prozent) noch einmal leicht erhöht. Im Dezember (aktuellste verfügbare Daten) waren nach Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit mit 87.900 gut zwei Prozent aller M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit – etwas weniger als noch im Vormonat. Zum Vergleich: Im Spitzenmonat Mai 2020 (Lockdown) waren es mehr als 1,5 Millionen M+E-Beschäftigte. Damit liegt das aktuelle Niveau wieder deutlich über dem durchschnittlichen Stand der Jahre vor Ausbruch der Pandemie (2011-19). Bei den Anzeigen zur Kurzarbeit zeigt sich hingegen wenig Bewegung.

Ertragslage

Bei der letzten ifo-Umfrage vom September haben die M+E-Firmen bundesweit für 2023 mit schmäleren Renditen gerechnet. Demnach wird der Anteil der Unternehmen, die rote Zahlen oder eine „schwarze Null“ (Umsatzrendite unter zwei Prozent) schreiben, auf 38 Prozent steigen – vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Hier schlagen sich wohl die schlechte Auftragslage und ein höherer Preisdruck auf den Märkten nieder. 2022 waren die Erträge trotz der stark gestiegenen Preise für Rohstoffe, Vorprodukte und Energie weniger unter Druck geraten, als zunächst angenommen. Bei den ifo-Zahlen handelt es sich um vorläufige Werte auf Basis von Umfragen und Schätzungen, die in der Vergangenheit mit den endgültigen amtlichen Bundesbank-Zahlen immer wieder – teils deutlich – nach unten korrigiert wurden.

Prognosen: Geschäftslage, Produktion, Export

Beim ifo-Konjunkturtest im März haben die befragten Firmen die aktuelle wirtschaftliche Lage geringfügig besser bewertet, sie ist im Saldo weiterhin leicht negativ. Erneut verbessert – auf den besten Wert seit Mai 2023 – haben sich die Aussichten für die nächsten sechs Monate, aber sie bleiben im Saldo immer noch deutlich negativ. Ob dies erste Anzeichen einer Bodenbildung sind, bleibt abzuwarten. Während sich die kurzfristigeren Erwartungen beim Export (nächste drei Monate) erneut leicht verbessert haben und im Saldo erstmals seit April 2023 wieder positiv sind, haben sich die Erwartungen hinsichtlich der Produktion wieder verschlechtert, sie verharren im Saldo im Minus.

Stand April 2024

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