4. Tarifverhandlung für baden-württembergische Metall- und Elektroindustrie ohne Ergebnis beendet

Dr. Marquardt: „Aktuelle Vorstellungen der IG Metall würden für unsere Unternehmen zu nicht verkraftbaren Belastungen führen“
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Dr. Marquardt

BÖBLINGEN – Als „extrem schwierig und zäh“ haben die Arbeitgeber der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) den Prozess der Annäherung in der laufenden Tarifrunde bezeichnet. „Die Vorstellungen beider Seiten lagen heute für eine Einigung noch viel zu weit auseinander“, sagte Dr. Harald Marquardt, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und stellvertretender Vorsitzender von Südwestmetall, am Dienstag nach der rund vierstündigen 4. Verhandlungsrunde in Böblingen, die ohne Ergebnis beendet wurde.

„Die aktuellen Vorstellungen der IG Metall würden für viele unserer Unternehmen dieses und nächstes Jahr zu enormen, nicht verkraftbaren Belastungen führen“, sagte Marquardt: „Auf dieser Basis sehe ich eine Zustimmung unserer Gremien und Mitglieder als nicht möglich an.“ Der Südwestmetall-Verhandlungsführer verwies nochmals auf den Lösungsvorschlag der Arbeitgeber. Dieser sieht neben der Nutzung der steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro, was rund 5.000 brutto entspricht, auch eine Tabellenerhöhung vor – wenn die IG Metall sich auf eine ausreichend lange Laufzeit einlässt: „Die Laufzeit ist der Stellhebel, über den wir auch etwas für die Tabelle hinkriegen können.“

Als besondere Herausforderung bezeichnete Marquardt die erwartete wirtschaftliche Entwicklung: „Derzeit ist die Situation in Teilen unserer Industrie noch akzeptabel, für viele Firmen aber auch schon schwierig. Und wir befinden aktuell an einem Kipppunkt: Alle Zeichen stehen auf Abschwung, alle Wirtschaftsforscher einschließlich der gewerkschaftsnahen erwarten eine Rezession. 2023 wird daher absehbar ein extrem herausforderndes Jahr für viele Firmen, bei einer Energienotlage kommt es noch schlimmer. Hier eine vernünftige Lösung hinzubekommen, die durch das gesamte nächste Jahr und möglichst auch noch durch 2024 hindurch trägt, ist überaus schwierig.“ 

Hinzu komme, dass die wirtschaftliche Lage in den einzelnen Unternehmen noch weiter auseinanderklaffe, als dies schon in normalen Zeiten der Fall sei: „Wir haben der IG Metall daher heute nochmals deutlich gemacht, dass diese extrem ausdifferenzierte Situation zwingend eine automatische Differenzierung erfordert – genauso wie einen verbindlichen Prozess, wie die Unternehmen schnell auf eine Energienotlage reagieren können.“ Mit Blick auf die Warnstreiks appellierte Marquardt an die IG Metall, den Tarifkonflikt nicht weiter zu eskalieren: „Wir wollen nun schnellstmöglich eine Einigung erzielen und sind auch bereit dazu.“

Die nächste Verhandlung wurde für den 17. November in Ludwigsburg vereinbart.

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Volker Steinmaier

Referatsleiter Medienarbeit Print, Rundfunk und TV

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