Die wirtschaftliche Erholung in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) lässt weiter auf sich warten. Die Produktion ist im August erneut geschrumpft. Die Personalpläne drehen noch deutlicher ins Minus. Die Stimmung in den Unternehmen hat sich weiter verschlechtert.
Auftragseingänge
Mehr als eineinhalb Jahre befanden sich die M+E-Auftragseingänge in Baden-Württemberg Monat für Monat auf Talfahrt. Im Sommer hat sich die Lage nun etwas stabilisiert. Im August verzeichneten die Firmen erneut ein kleines Plus gegenüber dem – sehr schwachen – Vorjahresmonat. Vor allem der Maschinenbau konnte dabei zulegen. Dabei zeigt sich jedoch weiterhin keine stabile Trendumkehr. Laut amtlicher Statistik ist der Zuwachs vor allem auf einzelne Großaufträge aus dem Ausland zurückzuführen. Zudem steht seit Jahresbeginn damit für die baden-württembergische M+E-Industrie im Land immer noch ein Gesamtminus von 6,3 Prozent in den Büchern.
Produktion
Die über das Gesamtjahr geschwundenen Aufträge führen dazu, dass auch die M+E-Produktion in Baden-Württemberg weiterhin abnimmt. Im August verzeichneten die M+E-Firmen im Südwesten ein Minus von acht Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat. Dabei verbuchten die Elektrotechnik und die Metallverarbeitung zweistellige Rückgänge. Seit Jahresbeginn liegt die M+E-Produktion in Baden-Württemberg damit 8,9 Prozent im Minus. Nach wie vor fährt die M+E-Produktion im Land dem Niveau vor Corona und Ukraine-Krieg um nahezu einem Fünftel hinterher. Vor allem aber liegt die Produktionsentwicklung der baden-württembergischen und der gesamten deutschen M+E-Industrie seit Beginn der Rezession 2019 deutlich unter der weltweiten Entwicklung der Industrieproduktion.
Beschäftigung
Nach dem Corona-Einbruch hatten sich die Beschäftigtenzahlen in der M+E-Industrie landes- und bundesweit zunächst rasch erholt, dann seit mehreren Monaten seitwärts bewegt. Mittlerweile hat aber auch hier ein Abwärtstrend eingesetzt. Der August schloss in Baden-Württemberg mit einem Minus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ab. Seit dem Höchststand Mitte 2019 sind damit mehr als 30.000 M+E-Jobs im Land verloren gegangen. Damit sind in der baden-württembergischen M+E-Industrie aber immer noch rund 145.000 Menschen mehr beschäftigt als beim Tiefststand nach der Finanzkrise Anfang 2010. Für die kommenden Monate rechnen inzwischen bundesweit noch mehr M+E-Unternehmen mit einer rückläufigen Beschäftigung.
Kurzarbeit
Kurzarbeit spielt in der M+E-Industrie angesichts der wirtschaftlich schwierigen Umstände wieder eine zunehmende Rolle. Im 3. Quartal 2024 hat sich der Anteil der Firmen, die in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit planen, mit 28,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal (22,4 Prozent) noch einmal deutlich erhöht. Im Juni (aktuellste verfügbare Daten) waren nach Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit mit gut 150.000 rund vier Prozent aller M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit – etwas mehr als noch im Vormonat. Zum Vergleich: Im Spitzenmonat Mai 2020 (Lockdown) waren es mehr als 1,5 Millionen M+E-Beschäftigte. Damit liegen das aktuelle Niveau und auch die neuen Anzeigen zur Kurzarbeit jedoch deutlich über dem durchschnittlichen Stand der Jahre vor Ausbruch der Pandemie (2011-19).
Ertragslage
Mittlerweile liegen die Zahlen zu den bundesweiten M+E-Renditen 2023 aus der ifo-Umfrage vom Mai 2024 vor. Demnach ist der Anteil der Unternehmen, die rote Zahlen oder eine „schwarze Null“ (EBIT-Marge unter zwei Prozent) schreiben, gegenüber dem Vorjahr leicht auf 36 Prozent gestiegen – etwas weniger stark als noch bei der letzten ifo-Umfrage im Herbst 2023 befürchtet. Insgesamt rechnet das ifo-Institut trotzdem mit einer etwas niedrigeren durchschnittlichen Rendite als noch im September. Vorläufige Zahlen für 2024 sind erst im Herbst zu erwarten, angesichts der anhaltenden Auftrags- und Produktionsflaute ist jedoch kaum mit einer Besserung zu rechnen. Bei den ifo-Zahlen handelt es sich zudem um vorläufige Werte auf Basis von Umfragen und Schätzungen, die in der Vergangenheit mit den endgültigen amtlichen Bundesbank-Zahlen immer wieder – teils deutlich – nach unten korrigiert wurden.
Prognosen: Geschäftslage, Produktion, Export
Beim ifo-Konjunkturtest im September haben die befragten M+E-Firmen sowohl ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als auch die Aussichten für die nächsten sechs Monate wieder deutlich schlechter bewertet als im Vormonat. Der Saldo ist damit noch deutlicher negativ, d.h. mehr Firmen berichten von einer schlechten Lage und trüben Aussichten als von guten. Das bedeutet, dass die Mehrzahl der befragten Unternehmen die Talsohle immer noch nicht erreicht sieht. Bei den kurzfristigeren Erwartungen – nächste drei Monate – gingen sowohl die Einschätzungen für den Export als auch für die Produktion leicht zurück.
Stand Oktober 2024