Konjunktur Metall- und Elektroindustrie

Die wirtschaftliche Lage in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie hat sich in der Sommerzeit wieder verschlechtert. Die Produktion schrumpfte im August deutlich, das leichte Plus bei den Aufträgen ist im Wesentlichen auf Sondereffekte zurückzuführen. Zudem schreitet der Abbau von Beschäftigung ungebremst voran, die Personalpläne und Geschäftserwartungen der Unternehmen liegen im Saldo weiter im Minus. Ein nachhaltiger Aufwärtstrend ist nicht erkennbar.

Auftragseingänge

Im August verbuchten die M+E-Firmen in Baden-Württemberg unter dem Strich zwar einen Zuwachs von 2,2 Prozent bei den Auftragseingängen. Allerdings ist dies größtenteils auf Sondereffekte wie einzelne Großaufträge in der Metallverarbeitung zurückzuführen, die um mehr als 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen konnte. Auch die Elektrotechnik lag deutlich im Plus. Der Fahrzeugbau hingegen verzeichnete ein Minus. Besonders deutlich fielen die Rückgänge im Maschinenbau aus, wo gut 17 Prozent weniger Aufträge verbucht wurden. Seit Jahresbeginn steht damit für die gesamte M+E-Industrie ein Plus von 5,4 Prozent in den Büchern, wobei der Maschinenbau im Minus liegt.  Der Anteil der Unternehmen, die über Auftragsmangel klagen, lag im Juli bundesweit bei 42 Prozent.

Produktion

Bei der M+E-Produktion im Land hält die Achterbahnfahrt der vergangenen Monate an. Im August schrumpfte sie gegenüber dem Vorjahresmonat um knapp fünf Prozent. Besonders deutlich fiel der Produktionsrückgang mit -13,1 Prozent im Fahrzeugbau aus. Seit Jahresbeginn ist die gesamte M+E-Produktion in Baden-Württemberg damit um 1,8 Prozent geschrumpft – nach einem Minus von 8,1 Prozent im Gesamtjahr 2024. Die Kapazitätsauslastung liegt deutlich unter dem langjährigen Mittel. Nach wie vor fährt die Produktion dem Spitzenniveau von 2018 um rund ein Fünftel hinterher. Vor allem aber liegt die Produktionsentwicklung der baden-württembergischen und der gesamten deutschen M+E-Industrie in den letzten Jahren deutlich unter der weltweiten Entwicklung der Industrieproduktion.

Beschäftigung

Der Abwärtstrend bei der Beschäftigung hält weiter an. Im August waren in Baden-Württemberg mit 949.300 Personen 2,9 Prozent bzw. 29.400 Menschen weniger in den M+E-Betrieben beschäftigt als im Vorjahresmonat – der niedrigste Stand seit Frühjahr 2017. Seit dem Höchststand Mitte 2019 sind damit rund 60.000 M+E-Jobs im Land verloren gegangen, allein seit Jahresbeginn knapp 22.000. Die Personalpläne der M+E-Unternehmen für die kommenden Monate zeigen sich erneut verschlechtert, sie verharren im Saldo weiter deutlich im Minus.

Kurzarbeit

Kurzarbeit spielt in der M+E-Industrie angesichts der wirtschaftlich schwierigen Umstände weiterhin eine gewichtigere Rolle als in Nicht-Krisenzeiten. Im 3. Quartal 2025 ging allerdings der Anteil der Firmen, die in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit planen, erneut auf nunmehr gut 20 Prozent zurück. Anfang des Jahres waren es noch mehr als 30 Prozent. Ob dies Beleg für eine Entspannung ist, ist jedoch fraglich. Mit Blick auf die weiter sinkende Beschäftigung dürften Unternehmen, die zwischenzeitlich Kurzarbeit genutzt haben, mittlerweile auch auf andere Instrumente zurückgreifen, um ihre Personalkapazitäten an die schwache Produktionsauslastung anzupassen. Im Juni (aktuellste verfügbare Daten) waren nach Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit mit 126.100 gut drei Prozent aller M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit – deutlich weniger als im Vormonat.

Ertragslage

Laut der aktuellen ifo-Umfrage vom Mai 2025 rechnen die M+E-Firmen bundesweit für 2024 im Durchschnitt mit einer sehr deutlich geringeren Rendite als im Vorjahr. Demnach steigt der Anteil der Unternehmen, die rote Zahlen oder eine „schwarze Null“ schreiben, gegenüber 2023 von 36 auf 42 Prozent, nur etwas weniger als in der September-Umfrage vorhergesagt. Rund ein Viertel der Firmen hat dabei sogar rote Zahlen geschrieben. Nach Schätzungen des Dachverbands Gesamtmetall auf Basis der ifo-Umfragen dürfte damit die durchschnittliche Umsatzrendite in der M+E-Industrie im vergangenen Jahr sehr stark auf 1,2 Prozent gefallen sein. 2023 hatte sie nach inzwischen vorliegender vorläufiger Prognose der Bundesbank aufgrund verschiedener Sondereffekte noch bei 4,9 Prozent gelegen.

Prognosen: Geschäftslage, Produktion, Export

In der aktuellen ifo-Konjunkturprognose von Ende September zeigten sich die Unternehmen unter dem Strich wieder etwas pessimistischer. Sowohl die Beurteilung der aktuellen Lage als auch die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate verschlechterten sich leicht.  Beide Indikatoren liegen im Saldo weiterhin im Minus. Das heißt, die Unternehmen in Summe sehen die Talsohle noch nicht erreicht. Hier dürften die anhaltenden Unsicherheiten und die nach wie vor allenfalls schleppende Erholung eine Rolle spielen. Bei den kurzfristigeren Produktions- und Exporterwartungen – für die nächsten drei Monate – hat sich die Stimmung hingegen etwas aufgehellt, die Produktionserwartungen liegen nun im Saldo sogar leicht im Plus.

Stand Oktober 2025

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