Konjunktur Metall- und Elektroindustrie

Das Auf und Ab in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) hält weiterhin an. So konnten die Auftragseingänge im Mai deutlich zulegen, und auch die Produktion drehte nach einem Rückgang im Vormonat wieder ins Plus. Der Abbau von Beschäftigung schreitet jedoch weiter voran, Personalpläne und Geschäftserwartungen liegen im Saldo weiter im Minus. Ein stabiler Trend zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage ist noch nicht erkennbar.

Auftragseingänge

Im Mai verbuchten die M+E-Firmen in Baden-Württemberg erneut einen Zuwachs bei den Auftragseingängen. Dieser fiel mit 15,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr sogar noch deutlich kräftiger aus als im April. Allerdings ist dies im Wesentlichen auf Sondereffekte zurückzuführen. So legte das Auftragsvolumen allein in der Metallverarbeitung, bedingt durch einzelne Großaufträge, um mehr als 114 Prozent zu. Fahrzeug- und Maschinenbau standen ebenfalls im Plus, während die Elektrotechnik einen signifikanten Rückgang verbuchte. Seit Jahresbeginn steht damit für die gesamte M+E-Industrie ein Plus von 4,9 Prozent in den Büchern.  Der Anteil der Unternehmen, die über Auftragsmangel klagen, ist bundesweit zuletzt unter 40 Prozent gesunken.

Produktion

Bei der M+E-Produktion im Land hielt Achterbahnfahrt der Vormonate auch im Mai an. Sorgten im März die späte Lage der Osterferien und Vorzieheffekte durch die angekündigten US-Zölle für ein Plus, drückten diese Faktoren im April umgekehrt die Produktion erneut ins Minus, um dann im Mai wieder um gut vier Prozent zuzulegen. Besonders deutlich fielen die Produktionszuwächse im Fahrzeugbau und in der Elektrotechnik aus. Seit Jahresbeginn ist Produktion damit aber immer noch um gut ein Prozent geschrumpft – nach einem Minus von 8,1 Prozent im Gesamtjahr 2024. Nach wie vor fährt sie also dem Spitzenniveau von 2018 um rund ein Fünftel hinterher. Vor allem aber liegt die Produktionsentwicklung der baden-württembergischen und der gesamten deutschen M+E-Industrie in den letzten Jahren deutlich unter der weltweiten Entwicklung der Industrieproduktion.

Beschäftigung

Der Abwärtstrend bei der Beschäftigung hat sich weiter verfestigt. Im Mai waren in Baden-Württemberg mit 954.400 Personen 2,5 Prozent bzw. 25.800 Menschen weniger in den M+E-Betrieben beschäftigt als im Vorjahresmonat. Seit dem Höchststand Mitte 2019 sind damit knapp 55.000 M+E-Jobs im Land verloren gegangen, allein seit Jahresbeginn knapp 17.000. Aber immer noch sind in der baden-württembergischen M+E-Industrie gut 120.000 Menschen mehr beschäftigt als beim Tiefststand nach der Finanzkrise Anfang 2010. Die Personalpläne der M+E-Unternehmen für die kommenden Monate verharren im Saldo nach einem erneuten Abschwung weiter deutlich im Minus.

Kurzarbeit

Kurzarbeit spielt in der M+E-Industrie angesichts der wirtschaftlich schwierigen Umstände eine gewichtige Rolle. Im 2. Quartal 2025 gab gut ein Viertel der Firmen (25,3 Prozent) an, in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit zu planen, mehr als fünf Prozent weniger als noch im ersten Quartal. Im März (aktuellste verfügbare Daten) waren nach Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit mit 178.500 gut 4,6 Prozent aller M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit – ungefähr ähnlich viele wie im Vormonat. Damit liegt das aktuelle Niveau weiter über dem durchschnittlichen Stand der Jahre vor Ausbruch der Pandemie (2011-19).

Ertragslage

Laut der aktuellen ifo-Umfrage vom Mai 2025 rechnen die M+E-Firmen bundesweit für 2024 im Durchschnitt mit einer sehr deutlich geringeren Rendite als im Vorjahr. Demnach steigt der Anteil der Unternehmen, die rote Zahlen oder eine „schwarze Null“ schreiben, gegenüber 2023 von 36 auf 42 Prozent, nur etwas weniger als in der September-Umfrage vorhergesagt. Rund ein Viertel der Firmen hat dabei sogar rote Zahlen geschrieben. Nach Schätzungen des Dachverbands Gesamtmetall auf Basis der ifo-Umfragen dürfte damit die durchschnittliche Umsatzrendite in der M+E-Industrie im vergangenen Jahr sehr stark auf 1,2 Prozent gefallen sein. 2023 hatte sie nach inzwischen vorliegender vorläufiger Prognose der Bundesbank aufgrund verschiedener Sondereffekte noch bei 4,9 Prozent gelegen.

Prognosen: Geschäftslage, Produktion, Export

In der aktuellen ifo-Konjunkturprognose von Ende Juni blieben die Unternehmen bei der Beurteilung der aktuellen Lage pessimistisch. Leicht verbessert hat sich aber der Blick auf die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate.  Beide Indikatoren liegen im Saldo jedoch weiterhin im Minus. Das heißt, die Unternehmen in Summe sehen die Talsohle noch nicht erreicht. Hier dürften Unsicherheiten wie die erratische US-Zollpolitik eine wichtige Rolle spielen. Auch bei den kurzfristigeren Produktions- und Exporterwartungen – für die nächsten drei Monate – hat sich die Stimmung wieder etwas eingetrübt, beide Indikatoren liegen leicht im Minus.

Stand Juli 2025

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