Konjunktur Metall- und Elektroindustrie

Nach einem Zwischenhoch im März ist die Produktion in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) im April trotz verbesserter Auftragslage wieder geschrumpft. Dabei haben sich vermutlich positive Faktoren des Vormonats wie Vorzieheffekte aufgrund der drohenden US-Zölle sowie die spätere Lage der Osterferien 2025 ins Gegenteil verkehrt. Der Abbau von Beschäftigung schreitet weiter voran, Personalpläne und Geschäftserwartungen liegen im Saldo weiter im Minus.

Auftragseingänge

Im April verbuchten die M+E-Firmen in Baden-Württemberg einen deutlichen Zuwachs bei den Auftragseingängen von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Seit Jahresbeginn steht damit ein Plus von 2,4 Prozent in den Büchern.  Am deutlichsten aufwärts ging es April im Fahrzeugbau mit einem Zuwachs von 16,5 Prozent. Auch die Metallverarbeitung konnte deutlich zulegen, während die Aufträge im Maschinenbau stagnierten.  Der Anteil der Unternehmen, die über Auftragsmangel klagen, liegt bundesweit mittlerweile unter 40 Prozent.

Produktion

Im März hatte die M+E-Produktion im Land noch von der späten Lage der Osterferien und Vorzieheffekten durch die angekündigten US-Zölle profitiert, im April drückten diese Faktoren umgekehrt die Produktion trotz verbesserter Auftragslage erneut mit 4,5 Prozent ins Minus. Dabei mussten alle Branchen Federn lassen. Seit Jahresbeginn ist Produktion damit abermals um 2,3 Prozent geschrumpft – nach einem Minus von 8,1 Prozent im Gesamtjahr 2024. Nach wie vor fährt sie damit dem Spitzenniveau von 2018 um rund einem Fünftel hinterher. Vor allem aber liegt die Produktionsentwicklung der baden-württembergischen und der gesamten deutschen M+E-Industrie in den letzten Jahren deutlich unter der weltweiten Entwicklung der Industrieproduktion.

Beschäftigung

Der Abwärtstrend bei der Beschäftigung hat sich verfestigt. Im April waren in Baden-Württemberg mit 957.300 Personen 2,3 Prozent bzw. 24.400 Menschen weniger in den M+E-Betrieben beschäftigt als im Vorjahresmonat. Seit dem Höchststand Mitte 2019 sind damit gut 50.000 M+E-Jobs im Land verloren gegangen, allein seit Jahresbeginn knapp 14.000. Aber immer noch sind in der baden-württembergischen M+E-Industrie rund 125.000 Menschen mehr beschäftigt als beim Tiefststand nach der Finanzkrise Anfang 2010. Die Personalpläne der M+E-Unternehmen für die kommenden Monate verharren im Saldo trotz erneuter Verbesserung weiter deutlich im Minus.

Kurzarbeit

Kurzarbeit spielt in der M+E-Industrie angesichts der wirtschaftlich schwierigen Umstände eine gewichtige Rolle. Im 2. Quartal 2025 gab gut ein Viertel der Firmen (25,3 Prozent) an, in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit zu planen, mehr als fünf Prozent weniger als noch im ersten Quartal. Im Februar (aktuellste verfügbare Daten) waren nach Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit mit 181.200 rund 4,7 Prozent aller M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit – ungefähr ähnlich viele wie im Vormonat. Damit liegt das aktuelle Niveau weiter deutlich über dem durchschnittlichen Stand der Jahre vor Ausbruch der Pandemie (2011-19).

Ertragslage

Laut der ifo-Umfrage vom September rechneten die M+E-Firmen bundesweit für 2024 im Durchschnitt mit einer geringeren Rendite als im Vorjahr. Demnach steigt der Anteil der Unternehmen, die rote Zahlen oder eine „schwarze Null“ (EBIT-Marge unter zwei Prozent) schreiben, gegenüber 2023 deutlich von 36 auf 44 Prozent. Knapp ein Viertel der Firmen hat dabei voraussichtlich sogar rote Zahlen geschrieben. Bei den ifo-Zahlen handelt es sich um vorläufige Werte auf Basis von Umfragen und Schätzungen, die in der Vergangenheit mit den endgültigen amtlichen Bundesbank-Zahlen immer wieder – teils deutlich – nach unten korrigiert wurden.

Prognosen: Geschäftslage, Produktion, Export

In der aktuellen ifo-Konjunkturprognose von Ende Mai blieben die Unternehmen bei der Beurteilung der aktuellen Lage im Vergleich zum Vormonat im Saldo gleichbleibend pessimistisch. Dafür haben sich aber die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate leicht verbessert.  Beide Indikatoren liegen im Saldo jedoch weiterhin im Minus. Das heißt, die Unternehmen in Summe sehen die Talsohle noch nicht erreicht. Hier dürften Unsicherheiten wie die erratische US-Zollpolitik eine wichtige Rolle spielen. Bei den kurzfristigeren Produktions- und Exporterwartungen – für die nächsten drei Monate – hat sich die Stimmung jedoch etwas aufgehellt. Hinsichtlich der Produktion überwiegt sogar hauchdünn die Zahl der Optimisten.

Stand Juni 2025

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