Die Ausgangslage: Forderungen auf beiden Seiten

Die Tarifrunde 2022 fand statt in einer Phase mit immensen Problemen für die Firmen, wegen pandemiebedingten Verwerfungen, Lieferkettenschwierigkeiten, explodierenden Material- und Energiekosten durch den Krieg in der Ukraine und einem immer gravierenderen Arbeitskräftemangel. Dem gegenüber stand eine im Verlauf des Jahres immer weiter gestiegene Inflationsrate, die die Erwartung bei den Beschäftigten schürte, dass der Tarifabschluss diese Teuerung auffangen müsse. Das Resultat war die bereits im Juni beschlossene Forderung nach einer Tabellensteigerung um 8 % für eine Laufzeit von 12 Monaten. Dass die Inflationsrate in den Folgequartalen weiter bis in den zweistelligen Bereich anstieg und zugleich einige Unternehmen gute Zahlen präsentierten, ließ bereits zu Beginn der Verhandlungen erwarten, dass es äußerst schwierig werden würde, hier einen für beide Seiten akzeptablen Kompromiss zu finden. Stellhebel einer Lösung mussten – das war beiden Tarifvertragsparteien klar – eine deutlich längere Laufzeit als die von der IG Metall geforderten 12 Monate und die Nutzung der vom Staat angebotenen Möglichkeit sein, bestimmte Zahlungen steuerfrei zu gewähren.

In der fünften Verhandlung konnten Südwestmetall und IG Metall Baden-Württemberg am 18. November 2022 schließlich einen Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie erreichen, der in der Folge bundesweit übernommen wurde. Dem vorangegangen waren sehr harte Verhandlungen mit kontroversen Diskussionen. Am Ende stand ein Ultimatum der IG Metall, wonach es im Falle des Scheiterns der Verhandlungen in der darauffolgenden Woche zur Urabstimmung und damit zum Flächenarbeitskampf gekommen wäre.

Dr. Marquardt, Verhandlungsführer von Südwestmetall, zum Tarifabschluss: „„Er ist für uns nur akzeptabel, weil er auch Entlastungsmöglichkeiten für Firmen in schwieriger Lage sowie Regelungen für den Fall einer Energienotlage enthält und den Firmen nun Planungssicherheit bis weit in das Jahr 2024 hinein gibt. Wir haben damit viele unserer Ziele in dieser Tarifrunde zumindest mit Abstrichen erreicht.“

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