#ShowMEyourdesk mit Gunther Wobser

Wozu benötigt man Maschinen, deren Zweck es ist, Temperaturen zwischen -150 und +550 Grad Celsius präzise zu erzeugen und halten? Zum Beispiel für die Raumfahrt oder um menschliche Organe bei Herz-OPs vor bleibenden Schäden zu schützen. Diese spannenden Anwendungen macht die in Lauda-Königshofen ansässige Firma LAUDA Dr. R. Wobser möglich. Wir haben uns mit dem Unternehmenschef Dr. Gunther Wobser unterhalten.

1.    Mit welchen zwei Sätzen würde man Sie bei Anne Will vorstellen?

Dr. Gunther Wobser leitet seit 2003 als geschäftsführender Gesellschafter das Familienunternehmen LAUDA, den Weltmarktführer für Temperiertechnik und -anlagen. Er erkundet gerne Neues, ist oft in der Welt unterwegs und hat noch Vieles vor.

2.    Welche morgendlichen Rituale haben Sie?

Jeden Morgen hole ich mir in der Kantine eine Kanne heißes Wasser. Dabei schätze ich vor allem die kleinen Unterhaltungen mit den Mitarbeitern, die oft sehr erfrischend sind. Beispielsweise wurde ich neulich gefragt, warum ich denn heute so grimmig drein blicken würde und musste ob der Direktheit dieser Frage sofort schmunzeln.
Zurück im Büro bereite ich mit dem heißen Wasser einen Tee zu. Da ich es sehr genieße, die erste Stunde des Tages für mich zu haben, führe ich Besprechungen selten vor 8:30 Uhr.

3.    Was ist Ihr wichtigstes Arbeitsinstrument und warum?

Ich arbeite kaum mit Papier. Daher ist mein Laptop am Wichtigsten für mich.  Auf Reisen arbeite ich bevorzugt im Netz, habe aber immer alle relevanten Daten synchronisiert, falls die Verbindung doch mal hakt. Kleinere Anfragen beantworte ich auch unterwegs umgehend. So häufen sich im Büro keine großen Berge an und der ein oder andere Kollege bemerkt meine Abwesenheit möglicherweise gar nicht. Auf meinem Schreibtisch möchte ich meine zwei großen Bildschirme nicht missen. Ich habe sie hochkant aufgestellt, um Dokumente sofort im Ganzen zu überblicken.

4.    Auf welche Entscheidung sind Sie besonders stolz?

Meine Frau und mein Sohn geben mir sehr viel Ausgleich und Kraft. Auf sie bin ich besonders stolz und da kann keine andere Entscheidung mithalten.

Beruflich blicke ich gerne auf zwei Akquisitionen zurück: Zuerst akquirierten wir einen Hersteller industrieller Umlaufkühler aus Barcelona – und das inmitten der spanischen Krise. Das sorgte für viel Aufmerksamkeit im Markt, sodass sogar die Deutsche Welle und Plusminus berichteten. Da die Zusammenführung der Unternehmen viel Vor-Ort-Betreuung erforderte, habe ich mir dort ein Haus gekauft. So entwickelt man automatisch eine persönliche Bindung zur Region, lernt Menschen und Sprache kennen, was den eigenen Horizont ungemein erweitert.

Die zweite akquirierte Firma sitzt in der Nähe von Portland, USA. Diese bot mit Peltiertemperierung eine Methode an, die wir zum damaligen Zeitpunkt nicht im Portfolio hatten. Dort fasziniert mich vor allem, wie dynamisch die Menschen an der Westküste an Probleme herangehen und diese für Innovation und Erfolg zu nutzen wissen.

5.    Was würde der Welt fehlen, gäbe es Lauda Dr. R. Wobser nicht?

Ich kann mit Stolz behaupten, dass rund 70 Prozent der Herzoperationen weltweit mit unseren Geräten durchgeführt werden. Auch bei der Erforschung und Produktion von Medikamenten kommen unsere Anlagen zum Einsatz. Gerade die Anwendungen, die Menschen direkt helfen, sind für mich am eindrucksvollsten.

6.    Welche sind die Top 2 Bedrohungen Ihres Geschäftsmodells und warum?

Einige unserer Kunden sind sehr preissensitiv, weshalb günstigere Anbieter aus Asien eine echte Bedrohung für uns sind. Diese Herausforderung ist nicht neu, sondern schon seit über zehn Jahren existent. Um uns darauf einzustellen, produzieren wir mittlerweile ebenfalls in China. Das erlaubt uns, im Preiskampf annähernd mithalten zu können. Mit einer rein deutschen Produktion wäre das bei den sehr hohen Entgelten hierzulande unmöglich.

Eine zweite Bedrohung unserer Geschäfte sehe ich in der stetigen Verbesserung von Software. Unsere Technologien simulieren unter anderem temperaturbedingte Alterungsprozesse – etwa in der Raumfahrt. Hier wird erforscht, wie sich Materialien bei extremen Temperaturen verhalten, zum Beispiel beim Eintritt von Satelliten in die Erdatmosphäre. Zukünftig könnten Computersimulationen diese Tests zumindest in Teilen obsolet machen.

7.    Wer ist Ihr unternehmerisches Vorbild und was haben Sie von ihm gelernt?

Das eine herausragende Vorbild habe ich nicht, dafür aber eine Handvoll Persönlichkeiten, bei denen mich verschiedene Aspekte geprägt haben. Von meinem Vater habe ich die Exaktheit und Ausdauer übernommen, wenngleich ich deutlich schneller, manchmal auch ungeduldiger entscheide als er.
Weiterhin habe ich einige Unternehmerkollegen, die immer sehr gut über das Zeitgeschehen, die Wissenschaft und aktuelle Trends informiert sind. Das beeindruckt mich, sodass auch ich verstärkt in den Transfer von externem Wissen in unsere Firma investieren werde. Eine große Inspiration für mich ist der Präsident unserer amerikanischen Unternehmenstochter mit seiner positiven Sicht auf Dinge und seiner motivierenden Sprache. Ich selbst tendiere eher zum Grüblerischen, nehme ihn mir aber wieder und wieder als Vorbild, um an mir selbst zu arbeiten.

8.    Haben Sie ein Lieblingszitat?

Ein wirkliches Lieblingszitat, das mich täglich treibt habe ich nicht. Aber Erich Gutenbergs Kernsatz „Planung muss sich nach dem Engpass richten“ finde ich sehr gut, weil er zum einen sehr trivial ist, auf der anderen Seite auch heute immer noch hohe Relevanz besitzt.

9.    Was schätzen Sie als Unternehmer am Standort Baden-Württemberg?

Die geografische Lage im Herzen Europas gefällt mir sehr. Darüber hinaus bietet Baden-Württemberg als technikaffines Bundesland, mit vielen mittelständischen Maschinenbauunternehmen und einem verlässlichen Menschenschlag gute Rahmenbedingungen für unser Unternehmen.
Kritisch sehe ich die Entwicklung der Bildungspolitik. Die jüngsten Studien bescheinigen Baden-Württemberg ein nur noch mittelmäßiges, deutlich abfallendes Bildungsniveau. Dies ist meiner Meinung nach ein Resultat der unzähligen Strukturdebatten, wie die Diskussionen um G8/G9. Auch der Trend zur „Metropolisierung“ der Hochschulen missfällt mir.

10.    Bitte vervollständigen Sie! Digitalisierung ist für mich…...

...…maßgeblich für neue disruptive Geschäftsmodelle und bislang unbekannte Formen der Zusammenarbeit. Negative Sätze wie „Man kommt nicht daran vorbei“ kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Digitalisierung ist für mich DER Treiber von Innovationen. Viele große Unternehmen sind doch nur deshalb so erfolgreich geworden, weil sie digitale Technologien konsequent zu ihrem Vorteil eingesetzt haben.

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