#ShowMEyourdesk mit Harald Marquardt

Egal, ob Audi, Daimler, Porsche oder BMW – sie alle vertrauen auf die Produkte des schwäbischen Familienunternehmens Marquardt. Spezialisiert ist das Mechatronikunternehmen auf elektronische Komponenten, die in den Schlüssel- und Bediensystemen der Fahrzeuge verbaut sind. Dort sorgen sie zum Beispiel dafür, dass nur berechtige Personen ein Fahrzeug starten können.
Dr. Harald Marquardt ist Vorsitzender der Geschäftsführung des 1925 gegründeten Unternehmens und gibt uns einen Einblick in seinen Arbeitsalltag.

1. Mit welchen zwei Sätzen würde man Sie bei Anne Will vorstellen?

Dr. Harald Marquardt ist Familienunternehmer aus Rietheim-Weilheim. Unter seiner Führung gewann der Mechatronikspezialist Marquardt in den vergangenen Jahren vor allem international kräftig Marktanteile, brachte jedoch das Kunststück fertig, gleichzeitig die Arbeitsplätze im schwäbischen Stammwerk zu halten und auszubauen.

2. Welche morgendlichen Rituale haben Sie?

Mein Job findet zum Großteil im Sitzen statt. Auch bin ich kein großer Sport-Freund. Um dennoch ein bisschen Bewegung zu bekommen, nehme ich aber zumindest jeden Morgen die Treppe statt des Aufzuges.

Im Büro ist mir morgens der Blick auf die Vortagesumsätze wichtig. Liegen mir diese Zahlen um 8.30 Uhr noch nicht vor, werde ich nervös. An den Zahlen erkenne ich nämlich relativ schnell, ob wir im Soll liegen oder akuter Handlungsbedarf besteht.

3. Was ist Ihr wichtigstes Arbeitsinstrument und warum?

Mein Stift, weil ich mir damit alles notieren kann, was mir wichtig ist und was ich weitergeben will. „Wer schreibt, der bleibt“ ist mein Motto.

4. Auf welche Entscheidung sind Sie besonders stolz?

Als ich damals das Angebot von Marquardt bekam, hatte ich parallel auch ein sehr interessantes Angebot vom Osram-Konzern auf dem Tisch. Insofern brauchte diese Weichenstellung schon ein paar Tage Bedenkzeit. Rückblickend habe ich mich aber genau richtig entschieden. Das Unternehmen wächst organisch seit Jahrzehnten sehr erfolgreich, und es macht einfach Spaß, hier zu arbeiten.

5. Was würde der Welt fehlen, gäbe es Marquardt nicht?

Viele Menschen nutzen tagtäglich unsere Produkte, ohne es zu wissen. Zum Beispiel entwickeln und produzieren wir für namhafte Automobilhersteller Schlüsselsysteme, wie das „Keyless-Go-System“ von Audi. Bei diesem System identifiziert das Auto seinen Besitzer anhand einer im Schlüssel verbauten Sensorik. Nach der erfolgreichen Identifikation lässt sich das Fahrzeug starten, ohne dass ein Zündschlüssel physisch eingesteckt werden muss. Mittlerweile könnten wir diese Technik sogar auf Ihrem Smartphone installieren, sodass Sie den Autoschlüssel gar nicht mehr bräuchten.

6. Welches sind die Top 2 Bedrohungen Ihres Geschäftsmodells und warum?

Wir gehören zu den führenden Playern in unserem Markt, insofern gestalten wir die Marktveränderungen aktiv mit. Als Risiko sehe ich hier also eher exogene Bedrohungen wie Kriege, Wirtschaftsembargos und – Krisen.

7. Wer ist Ihr unternehmerisches Vorbild und was haben Sie von ihm gelernt?

Mein Vater hat mich sehr geprägt. An ihm bewunderte ich seine Zielstrebigkeit und wie er seine Mitarbeiter begeistern und mitreißen konnte. Auch Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und alle weiteren typisch schwäbischen Tugenden, sind Eigenschaften, die mir gut gefallen und die ich mir angeeignet habe.

8. Haben Sie ein Lieblingszitat?

Nein.

9. Was schätzen Sie als Unternehmer am Standort Baden-Württemberg?

Über alle Parteien hinweg gibt es bei uns einen ordentlichen Umgang zwischen Wirtschaft und Politik. Auch die hiesige Infrastruktur empfinde ich trotz relativer Verschlechterungen zu anderen Nationen immer noch als ordentlich. Der zu langsam fortschreitende Ausbau der Breitbandverkabelung macht mir hier aber immer größere Sorgen.

Nicht zuletzt schätze ich die Leistungsbereitschaft der Menschen hier in Baden-Württemberg. Ich habe den Eindruck, dass man hier doch noch einmal eher bereit ist, die eine oder andere Extrameile zu gehen, um das Unternehmen, die Region und im Endeffekt auch sich selbst nach vorne zu bringen.

10. Bitte vervollständigen Sie! Digitalisierung ist für mich…...

…...ein extrem wichtiges Gegenwartsthema. Wir verschlanken damit Prozesse, schaffen höhere Effizienz und gewinnen dadurch Freiräume für neue Schwerpunkte. Unterm Strich werden wir damit noch mehr Menschen ins Wohlstandsboot holen – davon bin ich fest überzeugt.

Ein schönes Beispiel dafür ist die Fernwartung von Anlagen. Früher benötigten wir hier physische Arbeit einer Montagekraft. Heute werden diese Anlagen aus der Ferne und per Computer gesteuert, diagnostiziert und gewartet. Die Arbeit wurde also nicht wegrationalisiert, sondern hat sich verschoben und wir haben neue Aufgabengebiete hinzugewonnen.

 

Zur Person:

Seine Karriere startete Dr. Harald Marquardt mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann in Tuttlingen. Dieser schloss er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in München an. Seine Zahlenaffinität ebnete ihm den Weg ins Berufsleben, wo er bei Osram als Länderreferent im Bereich Controlling begann. Im Jahr 1993 wurde er von Osram zum Finance Director in England bestellt, bevor ihn 1996 der Ruf nach Hause ereilte. Bei der gleichnamigen Marquardt GmbH durchlief Dr. Marquardt mehrere Geschäftsführerpositionen. Seit 2015 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung des global agierenden Familienbetriebs.

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