#ShowMEyourdesk mit Bernd Schilling

3 Vorstände, 2 Schreibtische und nur 1 Büro? Beim Automotive-Zulieferer IMS Gear wird New Work auch „oben“ gelebt. Denn Vorstand Bernd Schilling und seine beiden Vorstandskollegen wollen im Unternehmen kommunikative Nähe und Miteinander statt spröder Hierarchiedenke. Er hat große Ziele, und jede Menge Zuversicht, denn das Unternehmen atmet ein klares Motto: Goht nit, gits nit!

1. Mit welchen zwei Sätzen würde man Sie bei Anne Will vorstellen?

Bernd Schilling ist ein sportlicher, humorvoller Manager, dem vor allem der Kontakt zu seinen Mitarbeitenden wichtig ist. Und das ist keine Floskel: Früher habe ich alle im Unternehmen mindestens vom Gesicht her gekannt. Bei 3.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schaffe ich das aber leider nicht mehr. Umso wichtiger sind uns drei Vorstände kleine Gesprächsrunden mit allen Mitarbeitern, die über das ganze Jahr hinweg stattfinden. Und auch unsere Mitarbeiter schätzen diese Treffen wert.

2. Welche morgendlichen Rituale haben Sie?

Erst einmal brauche ich einen Kaffee und dann das Neueste aus der Welt. Meist starte ich mit der Süddeutschen Zeitung, im Auto höre ich Deutschlandfunk und wenn ich im Büro ankomme, bin ich eigentlich über alles Wichtige informiert.

3. Was ist Ihr wichtigstes Arbeitsinstrument und warum?

Das Smartphone und der Laptop. Aber ich habe auch noch ein kleines, schwarzes Büchlein – ganz analog und „oldschool“. Da kritzle ich gerne Ideen und Entwürfe rein...

4. Auf welche Entscheidung sind Sie besonders stolz?

Meine Entscheidungen haben dazu geführt, dass ich beruflich und privat glücklich bin. Die eine Entscheidung, auf die ich besonders stolz bin, gibt es nicht. Was mir aber rückblickend betrachtet unglaublich viel gebracht hat, war die Entscheidung für eine technische Ausbildung zum Werkzeugmacher. Ich war damals, nach dem Abitur, nicht ganz sicher, in welche Richtung das Studium gehen soll und dachte mir: Bevor ich jetzt das Falsche studiere, mache ich eine Berufsausbildung, das kann in keinem Fall schaden. Und diese Berufsausbildung hat mich stark geprägt: Zu wissen, wie es an der Basis funktioniert, davon zehre ich heute stark! Das Studium gibt einem dann noch die Methodik an die Hand, also wie man abstrakte und komplexe Inhalte erarbeitet. Heute empfehle ich jedem noch unschlüssigen Jugendlichen erst einmal eine Ausbildung zu absolvieren.

5. Was würde der Welt fehlen, gäbe es Ihr Unternehmen nicht?

Unsere Komponenten und Getriebe leisten für die heutige Automobilindustrie insbesondere in den Bereichen Comfort, Sicherheit und Verbrauchsreduzierung einen großen Beitrag. Dabei erfinden wir selbst per se keine neuen Produkte – wir machen vielmehr aus Kundenideen Wirklichkeit. Und wir haben es gerne, wenn man uns heraus fordert. So passiert es regelmäßig, dass Kunden zu uns kommen, wenn sie an anderer Stelle schon gescheitert sind. Ein Beispiel: Früher wurden in die Getriebe Metallzahnräder verbaut. Wir haben es geschafft, das Material auf Kunststoff umzustellen, ohne Qualitätsverluste. Der Mehrwert für den Kunden war dabei enorm – Stichworte Leichtbau und Kosten. Kurzum: Ohne uns gäbe es keine Lösungen für grenzwertige Anforderungen.

6. Welche sind die zwei größten Bedrohungen Ihres Geschäftsmodells und warum?

Für uns ist es wichtig, dass wir von innen heraus innovativ und kreativ bleiben – oder vielleicht sogar noch stärker in diesem Bereich werden. Denn das ist unsere Stärke, wie ich bereits beschrieben habe. Die größte Herausforderung von außen ist sicher Digitalisierung. Wir sind ja eigentlich klassisch „old economy“: Wir stellen Hardwaremechanik her. Also ist es unsere Aufgabe aus Mechanik Mechatronik zu machen. Daneben beschäftigen wir uns im Produktionsbereich stark mit dem Thema Big Data, das wir verstärkt dazu nutzen wollen, Rückschlüsse auf Qualität und Wartungsfragen zu erhalten.

7. Wer ist Ihr unternehmerisches Vorbild und was haben Sie von ihm gelernt?

Ich finde viele Unternehmergeschichten oder die alter Industriedynastien spannend, ein spezielles Vorbild habe ich jedoch nicht. Allerdings ist mir in all diesen Geschichten eines immer wieder aufgefallen: Erfolg kann man nur dann einsetzen, wenn man absolut von dem überzeugt ist, was man macht oder vorhat zu tun. Man muss beispielhaft vorangehen. Ein Beispiel aus unserer Unternehmenspraxis: Im Vorstandsteam leben wir absolute Gleichberechtigung und Teamplay vor. Es gibt keine Mehrheiten und auch keine exponierten Stellungen. Das ist nicht immer das Zeit effizienteste Vorgehen, aber eines, das uns für die Unternehmenskultur wichtig ist und wir deshalb unseren Mitarbeitern vorleben möchten.

8. Haben Sie ein Lieblingszitat?

Ich habe eher ein Motto: Geht nicht, gibt’s nicht. Sie kennen das vielleicht als Motto eines bekannten Baumarkts – der hat das von uns geklaut ;) Aber bei uns sagt man auch eher: Goht nii, gits nit. Das ist einfach in unserer Genen: Wenn es schwierig wird, wird es für uns erst interessant.

9. Was schätzen Sie als Unternehmer am Standort Baden-Württemberg?

Ich ziehe das Bild etwas größer auf: Unser Ausbildungssystem, vor allem die duale Ausbildung, ist ein deutsches Gut, um das uns das Ausland beneidet. Auch wenn das viele hierzulande gar nicht wissen. Besonders schätzenswert in Baden-Württemberg ist der aktive Mittelstand, der nicht nur ideenreich, sondern untereinander auch bestens vernetzt ist – ein befruchtendes Miteinander. Und dann hat die Region natürlich einen gigantischen Freizeitwert und eine unglaublich hohe Lebensqualität. Fragen Sie nur nicht nach den Mobilfunkverbindungen...

10. Bitte vervollständigen Sie! Digitalisierung ist für mich… ...

... sowohl Chance als auch Herausforderung –- geschäftlich wie privat. Fakt ist, dass die IT längst fester Bestandteil beider Lebensbereiche ist. Privat bin ich zwar nicht in den Sozialen Netzwerken unterwegs, kommuniziere aber viel über E-Mail, erledige meine Bankgeschäfte und private Buchhaltung digital, genauso wie die Bearbeitung von Bildern...ich bin technikaffin und genieße durchaus die Möglichkeiten der digitalen Welt.

Im beruflichen Kontext kann die Digitalisierung beispielsweise auf Prozess- aber auch Produktseite eine große Chance sein und zu umfassenden Verbesserungen führen. Und es können komplett neue Geschäftsmodelle entstehen. Auf der anderen Seite birgt die dazu nötige, umfassende Vernetzung auch Gefahren. So können Sicherheitslücken manchmal gar nicht so schnell erkannt und geschlossen werden, wie es nötig wäre – Stichwort: Cyber-Kriminalität. Das ist absolut eine Achillesferse für die ganze Wirtschaft, aber auch für Energieversorger und Banken. Eine zweite Herausforderung ist natürlich der Umgang mit Daten, die aktuell in unfassbaren Größen gesammelt werden. Darunter sind dann häufig auch personenbezogene Daten zu finden. Hier fehlt es noch an Transparenz, was mit diesen Daten geschieht. Und da liegt wiederum der Gedanke an Missbrauch gar nicht so weit weg.

Zur Person:

Der gebürtige Südbadener ist seit 1994 bei IMS Gear, seit 2011 ist Bernd Schilling Teil der Geschäftsführung. Seine Schwerpunkte in der Vorstandsfunktion liegen im Vertrieb, der Entwicklung und dem Einkauf. Diese Generalisten-Rolle passt zu Bernd Schilling, der die Technik, aber auch den Kontakt zu den Kunden schätzt. Auch privat hält er gerne mehrere Zügel in der Hand: „Wir haben ein großes, altes Fachwerkhaus, da finde ich immer etwas zu reparieren. Als leidenschaftlicher Handwerker – ich habe auch eine Ausbildung als Werkzeugmacher absolviert – macht mir das großen Spaß.“ Außerdem liebt er es mit der Familie etwas zu unternehmen: So wird zum Beispiel gemeinsam gekocht oder er geht mit seinem Sohn Ski fahren. Für die ruhigere Zeit nach dem Beruf hat er schon einen Plan: Er will wieder Saxofon spielen, wie vor 15 Jahren – vielleicht sogar wieder in einem Orchester.

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