Dr. Wolf: „Vernünftige Lösungen werden nur am Verhandlungstisch gefunden, Streiks sind dafür ungeeignet“

STUTTGART – Die Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg haben die IG Metall aufgefordert, in der laufenden Tarifrunde von ihren unrealistischen Vorstellungen abzurücken. „Wir haben in der zweiten Verhandlung ein realistisches und faires Angebot vorgelegt. Jetzt ist wieder die IG Metall am Zug“, sagte Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Freitag in Stuttgart: „Denn die Forderung nach fünf Prozent mehr Geld für zwölf Monate passt eben gar nicht zu den realen Rahmenbedingungen.“

Ob eine Forderung angemessen oder gar „moderat“ sei, entscheide sich nicht an deren absoluter Höhe oder am Vergleich mit den Vorjahren, so Wolf: „Entscheidend sind die aktuellen Fakten. Deshalb sind die fünf Prozent angesichts niedriger Inflation und geringem Produktivitätswachstum besonders unangemessen.“ Bedauerlicherweise finde aber in Teilen der IG Metall keine ernsthafte Auseinandersetzung mit Argumenten und Fakten statt. So habe ein Mitglied der Verhandlungskommission bei der IG-Metall-Kundgebung letzte Woche in Karlsruhe deutlich gemacht, dass „Argumente kein Schwein interessieren“, kritisierte Wolf: „So spricht man, wenn einem die eigenen Argumente ausgehen.“

Die Arbeitgeber sehen einen längerfristigen Trend zu niedrigen Zuwächsen bei Produktivität und Inflation. „Darauf muss sich die Tarifpolitik einstellen. Die Zeiten für nominal hohe Forderungen und Abschlüsse sind erst einmal vorbei“, sagte Wolf: „Die IG Metall-Spitze würde sehr verantwortlich handeln, dies auch ihrer eigenen Klientel zu vermitteln.“ Anfang der 2000er Jahre habe sich die Entgeltpolitik ziemlich genau daran orientiert, Inflation und Produktivitätsplus auszugleichen. Dies habe den Standort gestärkt: „Zu dieser Linie müssen wir zurückkehren. Und unser Angebot entspricht exakt dieser Linie.“

Verwundert zeigte sich Wolf darüber, dass IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger Südwestmetall vorgeworfen hatte, das Arbeitgeberangebot in der Vorwoche mit unsicheren Prognosen zu begründen: „Jahrelang hat die IG Metall ihre eigenen Forderungen mit solchen Prognosen untermauert.“ Jetzt halte man den Arbeitgebern vor, sie könnten nicht wissen, wie sich z.B. die Inflation entwickle. „Wenn die IG Metall will, dass wir Tarifabschlüsse auf der Basis der festgestellten Zuwächse des Vorjahres verhandeln, also Tariferhöhungen nachträglich vornehmen, können wir gleich in diesem Jahr damit anfangen“, sagte Wolf.

Kritik übte der Südwestmetall-Vorsitzende an der Ankündigung der Gewerkschaft, nach Ende der Friedenspflicht am 28. April mit massiven Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen: „Vernünftige Lösungen werden nur am Verhandlungstisch gefunden, Streiks sind dafür ungeeignet.“ Die Arbeitnehmer könnten zwar mit Streiks erheblichen Druck aufbauen. „Die IG Metall sollte aber nicht der Versuchung erliegen, damit unvernünftige Ergebnisse zu erzwingen“, warnte Wolf: „Das wäre mittelfristig schädlich für den Standort, für Produktion und Beschäftigung in Deutschland.“

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