Dritte Tarifverhandlung M+E Baden-Württemberg

Mehr Volumen muss Teil der Lösung in dieser Tarifrunde sein, denn Fachkräftemangel bleibt für Mehrzahl der Betriebe größtes Geschäftsrisiko.

Die Metallarbeitgeber sind enttäuscht darüber, dass sich die IG Metall in der 3. Verhandlung der Tarifgespräche für die Beschäftigten der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie bei den Themen Entgelt und Lohnzuschläge für Teilzeitbeschäftigte keinen Millimeter bewegt hat.

„Immerhin hat die Gewerkschaft beim Thema Arbeitszeit erstmals Bereitschaft signalisiert, auch über die Volumenfrage mit uns zu sprechen“, sagte Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Donnerstag im Anschluss der Verhandlung in Böblingen: „Wir sind im Gegenzug auch bereit, über Rahmenbedingungen zu reden für Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit vorübergehend reduzieren wollen.“

Aufgrund des Fachkräftemangels ist eine Ausweitung befristeter Teilzeitmöglichkeiten aus Sicht der Arbeitgeber nur denkbar, wenn den Betrieben ein entsprechender Volumenausgleich zur Verfügung gestellt wird – z.B. über mehr individuelle Möglichkeiten für Beschäftigte, 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. „Mehr als die Hälfte unserer Betriebe sieht im Fachkräftemangel das größte Geschäftsrisiko. Knapp ein Viertel klagt über Produktionsbehinderungen, weil die Leute fehlen“, sagte Wolf: „Da können wir doch nicht nur über einseitige Ansprüche, die Arbeitszeit zu reduzieren, diskutieren. Das haben wir der IG Metall heute in der Verhandlung noch einmal verdeutlicht. Außerdem wollen viele Beschäftigte in unseren Betrieben mehr verdienen und sind dafür bereit, auch länger zu arbeiten. Hier sollte die IG Metall ihre Bevormundung aufgeben.“

Enttäuscht zeigte sich der Südwestmetall-Vorsitzende darüber, dass die IG Metall weiterhin an einem Lohnzuschlag für Beschäftigte mit Kindern oder Pflegebedarf festhalte, die ihre Arbeitszeit vorübergehend absenken wollen: „Dass manche Mitarbeiter für die gleiche Arbeit mehr bekommen sollen als andere, ist ungerecht und verstößt gegen das Prinzip von Leistung und Gegenleistung.“ Außerdem diskriminiere diese Forderung die weit überwiegend weiblichen heutigen Teilzeitkräfte, die keinen Zuschlag bekämen, und sei deshalb rechtswidrig. „Darüber können wir nicht verhandeln, da wir keinen Tarifvertrag abschließen dürfen, der gegen das Gesetz verstößt und unsere Betriebe einem Klagerisiko aussetzt“, sagte Wolf: „Ich kann der IG Metall nur raten, dass wir uns auf die Themen konzentrieren, die realisierbar und lösbar sind.“

Als „wenig lösungsorientiert“ bezeichnete Wolf zudem die Haltung der IG Metall in der Entgeltfrage: „Wir haben bereits in der 2. Verhandlung ein Angebot vorgelegt, das für unsere Beschäftigten 2018 ein größeres Lohnplus bedeutet als im vergangenen Jahr. Wir sind also schon einen Schritt auf die IG Metall zugegangen.“ Die Gewerkschaft habe sich hingegen noch gar nicht bewegt: „Wenn sie weiterhin auf ihrem hohen Ross sitzen bleibt, wird es auch in dieser Frage extrem schwierig zusammenzukommen. Sechs Prozent passen eben gar nicht zu den großen Herausforderungen, vor denen unsere Industrie und ihre Beschäftigten stehen.“

Trotz weiterhin bestehender Differenzen in vielen Punkten haben die Tarifpartner nun die Einrichtung einer Expertenkommission mit betrieblichen Fachleuten beider Seiten beschlossen, um auch zwischen den Verhandlungen mit Hochdruck an Lösungsmodellen zu arbeiten. Dieses Instrument habe sich bereits in vorangegangenen Tarifrunden bewährt. Die nächste Verhandlung wurde für den 24. Januar in Böblingen vereinbart.

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