Keine weitere Kostenbelastung, um Firmen Investitionen in Zukunft und Beschäftigungssicherung zu ermöglichen

17.11.2020

Die baden-württembergischen Metallarbeitgeber zeigen sich enttäuscht, dass die IG Metall ihre Forderungsdiskussion nicht dazu genutzt hat, zu einem realistischen Blick auf die ernste Lage und zu konstruktiven Lösungsvorschlägen für die anstehende Tarifrunde zu gelangen. „Mit dem überzogenen Forderungsbeschluss in Baden-Württemberg strebt die IG Metall eine erhebliche Kostenbelastung für unsere Betriebe an – in einer Phase, in der die Erträge in den Keller rauschen und in der fast flächendeckend das Geld für zukunftssichernde Investitionen knapp wird“, sagte Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Dienstag in Stuttgart: „Wir sind bereit, mit der IG Metall gemeinsam am Ziel einer möglichst weitreichenden Beschäftigungssicherung zu arbeiten. Mit dieser Forderung konterkariert sie dieses Ziel jedoch.“

Nach ifo-Berechnungen sind in diesem Jahr mehr als ein Drittel der Firmen in der Metall- und Elektroindustrie in die roten Zahlen gerutscht. Ein weiteres Viertel bewege sich zwischen null und zwei Prozent Nettoumsatzrendite. Laut Wolf zu wenig, um die aktuell erforderlichen Zukunftsinvestitionen zu stemmen. Angesichts dieser für viele Firmen existenzbedrohlichen Situation gebe es bei den Mitgliedsunternehmen von Südwestmetall eine große Geschlossenheit und breite Einigkeit darüber, dass die anstehende Tarifrunde keine weitere Kostenbelastung für die Betriebe bedeuten dürfe: „Vielmehr brauchen Firmen, die von den Pandemiefolgen und von den aktuellen Transformationsprozessen besonders betroffen sind, weitere Entlastungen vom hohen Niveau unseres Flächentarifs – und zwar automatisch, einfach und nachvollziehbar nach festen Kriterien.“

Angesichts der Dimension der aktuellen Herausforderungen benötige es einen gemeinsamen Kraftakt der Tarifpartner, um die Krise zu bewältigen und dabei möglichst viele Beschäftigte an Bord zu halten. „Dazu braucht es auch einen substanziellen Beitrag der Beschäftigten“, forderte der Südwestmetall-Vorsitzende. Dieser müsse nicht unbedingt aus Geld, sondern könne auch aus Zeit bestehen. Die Bereitschaft dazu lasse die IG Metall jedoch leider völlig vermissen: „Die Gewerkschaft will über einen Beitrag der Beschäftigten nur sprechen, wenn sie das erforderliche Volumen zuvor über eine kräftige Tariferhöhung bei den Arbeitgebern abgeschöpft hat. Das ist trick-, aber nicht hilfreich.“ Die Forderungsbegründung der IG Metall bezeichnete er als „Zahlenakrobatik ohne Grundlage“. Die Preise seien stabil, die Produktivitätsentwicklung sogar negativ, es gebe daher keine Begründung für einen Ausgleich: „Und angesichts von 65.000 Euro Durchschnittseinkommen im Jahr ist es einigermaßen abenteuerlich, dass es ausgerechnet unseren Beschäftigten an Kaufkraft mangeln soll.“

Um die Jobs der Beschäftigten möglichst wirkungsvoll zu schützen, gelte es jetzt, zunächst, die Existenz ihrer Unternehmen zu sichern und diesen Investitionen in die Zukunft zu ermöglichen, so Wolf: „Der richtige Weg dorthin ist, ihnen keine weiteren Kosten aufzubürden und sie dort zu entlasten, wo es dringend geboten ist.“ Aufgrund der niedrigen Inflation und der guten Metallerlöhne rechnet der Südwestmetall-Vorsitzende dabei auch mit Verständnis in weiten Teilen der Belegschaften: „Die Ausgangslage ist also gut, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine befristete Pause bei Lohnerhöhungen verkraften und auch akzeptieren, wenn sie sich im Gegenzug weniger Sorgen um ihren Arbeitsplatz und ihre Zukunft machen müssen. Die IG Metall sollte mehr auf diese Stimmen in ihrer Mitgliedschaft hören.“


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Volker Steinmaier

Referatsleiter Medienarbeit Print, Rundfunk und TV

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