Barta: „Zusätzliche Belastungen
aus der Politik oder der Tarifpolitik werden die prekäre Lage weiter
verschärfen“
Die Erholung in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) lässt weiter auf sich warten. Im Juli ist die Produktion erneut gegenüber dem Vorjahresmonat zurückgegangen, die Stimmung hat sich weiter eingetrübt. Realisierte und geplante Kurzarbeit nimmt zu, die Personalpläne der Firmen sind noch tiefer ins Minus gerutscht. „Die Unternehmen stecken fest in einer brisanten Gemengelage aus Konjunkturflaute, stotternder Transformation und problematischen Rahmenbedingungen“, sagte Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Montag in Stuttgart: „Kommen jetzt zusätzliche Belastungen aus der Politik oder der Tarifpolitik, wird sich die prekäre Lage weiter verschärfen.“
Gut zwei Prozent haben die M+E-Firmen im Land im Juli weniger produziert als im Vorjahresmonat. Seit Jahresbeginn beläuft sich der Rückstand gegenüber dem Vorjahr auf gut neun Prozent. „Damit liegen wir in diesem Jahr rund ein Fünftel unter dem Produktionsvolumen des Spitzenjahrs 2018“, sagte Barta: „Trotzdem haben unsere Firmen das Beschäftigungsniveau nahezu gehalten.“ Allerdings zeichne sich auch hier allmählich eine Trendwende ab. Schon im Frühjahr sind die M+E-Kurzarbeiterzahlen kontinuierlich gestiegen, wobei Beschäftigte aus Baden-Württemberg im Bundesvergleich überproportional betroffen waren. Inzwischen plane deutlich mehr als jedes vierte Unternehmen in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit, so der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer: „Auch erwartet mittlerweile eine deutliche Mehrheit der Firmen einen sinkenden Personalstand in den kommenden Monaten.“
Im August hat sich auch die Stimmung in der M+E-Industrie bundesweit weiter eingetrübt. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen für die nächsten sechs Monate wurden deutlich schlechter bewertet. Ein Lichtblick waren im Juli lediglich die Auftragseingänge, die erstmals seit mehr als eineinhalb Jahren mit gut acht Prozent deutlich ins Plus drehten. Dies sei laut den Statistikern zum Teil aber auch auf einzelne Großaufträge zurückzuführen, sagte Barta: „Seit Jahresbeginn liegen wir immer noch deutlich im Minus, Bestände und Kapazitätsauslastung sind niedrig. Ob sich hier eine Trendwende abzeichnet, ist ungewiss. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“
Mit Blick auf die am Mittwoch beginnenden Tarifverhandlungen in der baden-württembergischen M+E-Industrie appellierte Barta an die gemeinsame Verantwortung der Sozialpartner: „Jetzt sollte Tarifpolitik mit klugen Lösungen einen Beitrag leisten, damit die Firmen besser durch das konjunkturelle Tal und durch die Transformation kommen. Den Betrieben immer nur mehr Belastungen aufzubürden, kann nicht die Lösung sein. In der Tarifrunde müssen wir gemeinsam auch auf die Firmen Rücksicht nehmen, die derzeit einfach nicht mehr tragen können.“