IG-Metall-Forderung verschärft den Fachkräftemangel und gefährdet Jobs

Die Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg haben die Forderungen der IG Metall in der anstehenden Tarifrunde erneut als Gefährdung der Arbeitsplätze im Land scharf kritisiert.

„Angesichts der guten Konjunktur in unserer Industrie ergibt sich sicherlich die Möglichkeit einer angemessenen Entgelterhöhung. Aber die geforderten sechs Prozent sind fern jeglicher Realität“, sagte Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Dienstag anlässlich des Forderungsbeschlusses der Großen Tarifkommission der IG Metall Baden-Württemberg: „Die Vorstellungen zur Arbeitszeit sind ebenfalls zu teuer, sie sind ungerecht, betrieblich nicht umsetzbar – und sie verschärfen den Fachkräftemangel

Wolf verwies auf die steile Tarifentwicklung der letzten Jahre. Seit 2012 seien die Tarifentgelte um rund 20 Prozent erhöht worden, seit dem Jahr 2000 um mehr als 60 Prozent. Weil sich die Produktivität nur noch langsam entwickle, hätten die Arbeitsplätze der Metallindustrie in Deutschland zunehmend ein Problem, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten: „Zudem haben wir z.B. mit der Digitalisierung oder der Elektromobilität gewaltige Herausforderungen vor der Brust. Hier müssen wir kräftig investieren.“ Mit ihrer überzogenen Forderung gefährde die IG Metall jedoch solche Investitionen: „Und damit letztlich auch die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter – Jobs, die wir gerne in Deutschland erhalten wollen.“

Zu den Arbeitszeitvorstellungen der Gewerkschaft – einen Anspruch für alle Arbeitnehmer, ihre Arbeitszeit vorübergehend auf bis zu 28 Stunden abzusenken – sagte Wolf: „Natürlich sehen auch wir, dass die Wünsche mancher unserer Mitarbeiter in diese Richtung gehen. Deshalb erfüllen unsere Betriebe ja schon heute nahezu jeden dieser Wünsche, wenn es die betriebliche Situation zulässt.“ Über mehr Möglichkeiten für die Beschäftigten könne aber erst nachgedacht werden, wenn die Betriebe ihrerseits mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit erhalten – zum Beispiel bei der Abweichung von den 35 Stunden nach oben.

„Klar ist doch: Die Arbeit muss erledigt werden, wenn Markt und Kunden dies verlangen. Und die Arbeit darf nicht noch teurer werden“, sagte der Südwestmetall-Vorsitzende: „Wenn das garantiert ist, können wir auch über weitere Möglichkeiten für unsere Mitarbeiter sprechen – immer im Rahmen des betrieblich Machbaren. Eine völlige Zeitsouveränität für die Mitarbeiter, die keine Rücksicht auf betriebliche Anforderungen nimmt, kann es aber nie geben.“

Die IG Metall beharre bisher darauf, dass von der Regelarbeitszeit von 35 Stunden nur nach unten abgewichen werden könne. Dies würde die Betriebe aber vor schier unlösbare Probleme stellen, kritisierte Wolf: „Stellen Sie sich eine kleine Abteilung mit drei Mitarbeitern vor, von denen nun zwei sagen, sie wollen nur noch vier Tage in der Woche arbeiten – und freitags immer frei haben. Wie soll ich das denn ausgleichen? Ich bekomme doch keine Fachkräfte für zwei Tage in der Woche. Fachkräfte sind ohnehin schon knapp. Und dann bleibt die Arbeit liegen, und morgen ist der Arbeitsplatz weg.“ Die Gewerkschaft stemme sich auch vehement gegen die Möglichkeit, die entfallende Arbeitszeit auf andere Mitarbeiter zu verteilen, die dann entsprechend länger arbeiten würden, obwohl viele Beschäftigte dies sogar wollen. „Die IG Metall sagt selbst, dass sie für diese Probleme keine Lösung hat. So wird das aber nicht funktionieren“, sagte Wolf.

Die zusätzliche Forderung nach einem Entgeltausgleich für große Teile der Belegschaften (Beschäftigte mit Kindern, mit Pflegebedarf oder in Schichtarbeit) bezeichnete der Südwestmetall-Vorsitzende schon allein aufgrund der weiteren Kostenbelastung als indiskutabel: „ Wir müssten damit nicht geleistete Arbeit bezahlen. Das ist widersinnig und nicht leistungsgerecht. Das Prinzip: Wer mehr arbeitet, bekommt mehr, wer weniger arbeitet, bekommt weniger, müssen wir erhalten.“

Die Forderung sei aber auch aus anderen Gründen ungerecht. „Stellen Sie sich die Frau und Mutter vor, die schon seit Längerem wegen der Kinder nur vier Tage in der Woche arbeitet und dafür keinen Zuschuss bekommt. Und dann reduziert ihr männlicher Kollege von fünf auf ebenfalls vier Tage und bekommt einen Zuschuss. Wir kämen in Teufels Küche, würden wir uns darauf einlassen.“

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