Mangel an Fachkräften im MINT-Bereich wird in Baden-Württemberg immer größer

Der Mangel an Arbeitskräften in dem für die Metall- und Elektroindustrie (M+E) wichtigen MINT-Sektor (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) wird immer größer. Laut MINT-Frühjahrsreport des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) gab es in Baden-Württemberg im vergangenen Monat in diesem Segment rund 77.300 offene Stellen bei gleichzeitig nur etwa 21.360 Arbeitslosen.

„Die MINT-Fachkräftelücke entwickelt sich immer mehr zu einem ernsten Wachstumshindernis für unsere Branche“, erklärte der Hauptgeschäftsführer von Südwestmetall, Peer-Michael Dick, am Montag in Stuttgart: „Wenn die Betriebe nicht mehr genügend Fachkräfte finden, drohen mittelfristig immer mehr Tätigkeiten und Wertschöpfung aus Baden-Württemberg abzuwandern.“ Hier müsse dringend gegengesteuert werden.

„So müssen beispielsweise Schülerinnen und Schüler wieder verstärkt für MINT-Themen begeistert werden“, sagte Dick: „Südwestmetall ist hier seit Jahren mit zahlreichen Projekten zur Berufsorientierung und MINT-Förderung an den Schulen sowie in der Lehrerfortbildung aktiv.“ Bei der Berufsorientierung arbeite Südwestmetall zudem eng mit den Agenturen für Arbeit zusammen.

Auch die baden-württembergische Landesregierung schaffe mit den neuen Bildungsplänen, dem Fach Informatik und der Stärkung der MINT-Fächer in der gymnasialen Oberstufe wichtige Voraussetzungen für mehr Nachwuchs im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich. „Allerdings stehen diese bisher nur auf dem Papier“, bemerkte der Arbeitgebervertreter: „Hier bedarf es noch großer Anstrengungen, insbesondere in der Lehreraus- und -fortbildung sowie in der Herstellung der nötigen Infrastruktur, damit die gut durchdachten Konzepte in der Unterrichtswirklichkeit ankommen.“ Hier allein auf den ‚DigitalPakt‘ des Bundes zu warten, wäre sträflich, warnte er.

Gleichzeitig bedürfe es weiterer Anstrengungen, um mehr Frauen für Berufe und Studiengänge im MINT-Bereich zu interessieren. „Zudem brauchen wir einen verstärkten Ausbau von Ganztagsangeboten in Kitas und Schulen, damit beide Elternteilen verstärkt in Vollzeit arbeiten können“, sagte Dick.

Auch eine effektive und zielgerichtete Weiterbildung und Qualifizierung einschließlich des Angebots von Nach- und Teilqualifizierungen für An- und Ungelernte könne ein Teil der Lösung sein. „Südwestmetall bietet hier mit dem Konzept der modularen abschlussorientierten Berufsqualifizierung eine Sozialpartnerlösung zur Nachqualifizierung von An- und Ungelernten“, erläuterte er.

In den vergangenen Jahren hat laut der IW-Studie insbesondere die Zuwanderung für Beschäftigungsdynamik in den MINT-Berufen gesorgt. „Eine gezielte Zuwanderungspolitik und eine gut organisierte Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen bleibt deshalb ein wichtiges Element, um die Fachkräftelücke zu schließen“, erklärte der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer: „Gleichzeitig gilt es, möglichst viele der nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge für MINT-Berufe zu interessieren und dementsprechend zu qualifizieren.“ Hier sei man bereits auf einem guten Weg.

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