21.08.2020
In der Diskussion über den IG-Metall-Vorschlag, mit einer 4-Tage-Woche in der Corona-Krise und in der Transformation der Industrie Beschäftigung zu sichern, stellen die baden-württembergischen Metallarbeitgeber klar, dass diese im Südwesten als „tarifliche Kurzarbeit“ schon längst möglich ist. „Sie wird aber kaum angewendet, weil sie für die Unternehmen durch den teilweisen Lohnausgleich schon vor Corona zu teuer war, und heute erst recht“, sagte Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Freitag in Stuttgart: „Das zeigt, dass dies ein untauglicher Vorschlag ist, die aktuellen Probleme in der Fläche zu bewältigen. Wir brauchen daher andere Lösungsansätze, die einen Beitrag der Beschäftigten enthalten, um die Zukunft ihrer Unternehmen und ihrer Arbeitsplätze zu sichern.“
Natürlich würden auch die Arbeitgeber in der aktuellen Situation alles daransetzen, so viel Beschäftigung wie möglich zu halten. „Kein Unternehmen nutzt Corona jetzt aus. Wir sind schließlich in den letzten Jahren alle miteinander durch das Stahlbad des Fachkräftemangels gegangen“, sagte Wolf: „Kein Betrieb setzt daher leichtfertig qualifizierte Mitarbeiter vor die Tür, denen er dann in besseren Zeiten wieder hinterherrennen muss.“ Allerdings hätten die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in den Branchen, die vor einem grundlegenden Struktur- und Technologiewandel stünden, wie ein Brandbeschleuniger gewirkt: „Die momentane Situation mit Covid-19 und der Transformation stellt die Betriebe aktuell vor enorme Herausforderungen“, so Wolf.
Natürlich könne man einen drohenden Personalabbau in einzelnen Fällen dadurch abfedern, indem man die Kapazitäten vorübergehend durch kollektiv kürzere Arbeitszeiten anpasse. Große Unternehmen machten dies ja vor. „Aber in einer ganzen Reihe von Unternehmen wird das leider auch nicht ohne personelle Konsequenzen gehen. Dabei darf aber keine tarifliche Lösung dazu führen, dass Betrieben solche unvermeidlichen Schritte erschwert oder gar unmöglich gemacht werden“, warnte der Südwestmetall-Vorsitzende: „Und wer auf die Idee kommt, die Betriebe jetzt zu teuren Lösungen gar verpflichten zu wollen, begibt sich auf ein äußerst schmales Brett. Denn viele Unternehmen, die aktuell mit dem Rücken zur Wand stehen, würden das finanziell schlicht nicht verkraften.“
Es sei im gemeinsamen Interesse von Beschäftigten und Betrieben, das Ausmaß drohender personeller Schnitte so gering wie möglich zu halten, sagte Wolf: „Deshalb sollte sich die IG Metall auch Lösungsansätzen nicht verschließen, die einen Kostenbeitrag der Beschäftigten vorsehen.“ Klar müsse man dabei im Blick behalten, dass dies für den einen oder anderen Arbeitnehmer eine finanzielle Herausforderung bedeute: „Wir sehen aber auch, dass unsere Beschäftigten insgesamt ja sehr gut verdienen, sie gewisse Entgelteinbußen – zumal zeitlich befristet – durchaus verkraften können, und viele auch bereit dazu sind, wenn sie damit ihren Arbeitsplatz sichern können.“
Hintergrund: Die Tarifverträge der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) bieten den Betriebsparteien und Sozialpartnern mehrere Möglichkeiten, über die gesetzliche Kurzarbeit hinaus die Arbeitszeiten und damit die Kapazitäten an eine gesunkene Nachfrage anzupassen. So kann z.B. über den Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung (TV Besch) die Arbeitszeit um bis zu zehn Prozent auf 31,5 Wochenstunden abgesenkt werden – ohne Lohnausgleich. Zudem sieht der Tarifvertrag zu Kurzarbeit und Beschäftigung (TV KB) die Option einer „tariflichen Kurzarbeit“ vor. Dabei kann die Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden – also auf vier Arbeitstage – reduziert werden, in Ausnahmefällen sogar auf 26 Stunden. Dabei ist ein Teillohnausgleich für die entfallenden Arbeitsstunden vorgesehen. Bei einer 4-Tage-Woche entspricht dieser einer Verteuerung der geleisteten Arbeitsstunden von knapp vier Prozent – also mal eben weit mehr als die Kosten einer durchschnittlichen Tarifrunde.