Bündnis von Hochschul- und Wirtschaftsorganisationen warnt davor, sinkende Bewerberzahlen zum Anlass für kurzfristigen Abbau von Ingenieur-Studienplätzen in Baden-Württemberg zu nehmen

Gemeinsames Positionspapier „Ingenieurwissenschaftliche Ausbildung in Baden-Württemberg stärken“ in 10 Punkten vorgelegt

Ein breites Bündnis von Hochschul- und Wirtschaftsorganisationen warnt davor, die derzeit sinkenden Bewerberzahlen zum Anlass für einen kurzfristigen Abbau von Ingenieur-Studienplätzen an baden-württembergischen Hochschulen zu nehmen.

„Der immer noch starke Fokus auf die Studierendenzahlen als dominierende Messgröße bei den Hochschulfinanzierungs-Vereinbarungen birgt die Gefahr von Kapazitätsverwerfungen,“ erklärten die Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg, der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Baden-Württemberg e.V., die Duale Hochschule Baden-Württemberg, der Arbeitgeberverband Südwestmetall, der VDI Landesverband Baden-Württemberg, der VDMA Baden-Württemberg sowie die Ingenieurkammer Baden-Württemberg in einem am 20. April 2022 veröffentlichten gemeinsamen Positionspapier.

„Druck auf die Hochschulen, bei rückläufigen Studienbewerberzahlen unmittelbar die Studienplatzkapazitäten zu reduzieren, erscheint vor dem Hintergrund bekannter Wellenbewegungen in den Ingenieurwissenschaften nicht sinnvoll“, heißt es in dem gemeinsamen Positionspapier, das einen Zehn-Punkte-Plan zur Stärkung der ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung in Baden-Württemberg beinhaltet. Ziel müsse es sein, alles daranzusetzen, dass Baden-Württemberg Ingenieurland Nummer eins bleibt.

Wilfried Porth, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall: „Die fundamentale Transformation im Zeichen von Digitalisierung und Dekarbonisierung stellt die Wirtschaft im Südwesten vor gewaltige Herausforderungen. Diese Herausforderungen können die Unternehmen nur meistern, wenn es ein ausreichendes Fachkräfteangebot an Ingenieurinnen und Ingenieuren gibt. Starke Ingenieurwissenschaften in Baden-Württemberg sind daher ein wesentlicher Schlüssel, damit die heimische Wirtschaft im globalen Innovationswettbewerb bestehen kann.“

Prof. Dr. Thomas Puhl, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg: „Baden-Württemberg als Hochtechnologieland benötigt auch langfristig hervorragende, forschungsorientiert ausgebildete Absolventinnen und Absolventen der Ingenieur- und Naturwissenschaften. Das Land darf daher das Studienplatzangebot nicht an kurzfristig auftretenden Schwankungen der Bewerberzahlen ausrichten und eine Verlagerung von Lehrkapazitäten in andere Fachrichtungen vorantreiben.“

Prof. Dr. Volker Reuter, Vorsitzender der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Baden-Württemberg e.V.: „Zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit Baden-Württembergs gehört eine kontinuierliche Ausbildung von Fachkräften. Hierzu braucht es ausreichend entsprechende Ausbildungs- und Studienangebote, vor allem in den sog. MINT-Fächern. Studienkapazitäten der verschiedenen Fachrichtungen dürfen nicht alleine an der aktuellen Nachfrage der Studienbewerberinnen und –bewerber bemessen werden. Der Bedarf der heimischen Industrie und Wirtschaft insbesondere an technisch und ingenieurwissenschaftlich ausgebildeten Hochschulabsolventinnen und –absolventen muss hierbei gleichermaßen im Blick behalten werden.“

Prof. Dr. Martina Klärle, Präsidentin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg: „Die DHBW bildet gemeinsam mit ihren Partnerunternehmen jährlich Tausende von Ingenieur:innen aus. Doch der Bedarf ist größer als die Zahl der Studieninteressierten. Als Ingenieurin ist es mir wichtig, von der Lösung her zu denken: Gemeinsam mit unseren Dualen Partnern werden wir attraktive Ingenieurstudiengänge in Baden-Württemberg anbieten und bei der gesellschaftskritischen Jugend dafür werben, dass man als Ingenieur:in nicht nur viel Geld verdienen kann, sondern auch Verantwortung im Klimaschutz übernimmt, denn unsere Ingenieur:innen von heute können die Energie- und Mobilitätswende von morgen empowern.“

Dr. Dietrich Birk, Geschäftsführer VDMA Baden-Württemberg: „Die nachlassende Motivation junger Menschen, ein technisch orientiertes Studium aufzunehmen, betrachtet der Maschinen- und Anlagenbau mit Sorge. Baden-Württembergs Wohlstand basiert auf einer starken Industrie und ihren Innovationen. Die Digitalisierung wird den technischen Fortschritt weiter beschleunigen. Technik- und IT-Inhalte sollten in allen Schulformen und durchgehend bis zum Abitur verankert werden, damit das Interesse bei Schülerinnen und Schülern frühzeitig und nachhaltig gefördert wird.“

Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann, Präsident der Ingenieurkammer Baden-Württemberg: „Eines der Fundamente für den Erfolg und den Wohlstand unseres Bundeslandes bilden seine hervorragend ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieure. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass wir frühzeitig für technische Berufe begeistern und das Studienangebot im Ingenieurbereich stärken. Für diesen Zweck gilt es, die Ingenieurfakultäten in einer Weise auszustatten und zu fördern, dass das weltweit hoch angesehene Niveau der deutschen Ingenieurausbildung nicht nur aufrechterhalten, sondern weiter verbessert werden kann.“

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Oliver Riedel, Vorstandsvorsitzender des VDI-Landesverband Baden-Württemberg: "Die aktuellen und stark miteinander vernetzten Herausforderungen der Klima-, Energie-, Mobilitäts-, Digital- und Umweltthemen erfordern intelligente und gesellschaftlich akzeptierte Innovationen. Baden-Württemberg verdankt seine bisherige Spitzenposition innerhalb der Innovationsregionen Europas maßgeblich den technischen Entwicklungen durch Ingenieure. Wir brauchen eine Stärkung der Hochschulstudiengänge für Ingenieure im Ingenieurland Baden-Württemberg. Die Studienprofile müssen entlang der Herausforderungen systematisch und konsequent fortentwickelt werden.“

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Thomas Widder

Referent Kommunikation

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