Wirtschaftliche Lage in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) bleibt angespannt

Barta: „Uns bereitet vor allem Sorge, dass die Produktion an den hiesigen Standorten der weltweiten Industrieproduktion immer weiter hinterherfährt“



Die baden-württembergische Metall- und Elektroindustrie (M+E) befindet sich zum Jahresbeginn 2024 weiterhin in schwierigem Fahrwasser. „Die Produktion lahmt, die Auftragseingänge sind schwach“, sagte Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Donnerstag in Stuttgart: „Die schwierige Situation wird mindestens noch einige Monate anhalten. Ob wir noch in diesem Jahr einen Umschwung erleben dürfen, ist mehr als unsicher."

Die baden-württembergische M+E-Produktion befand sich auch im Januar mit 6,6 Prozent deutlich im Minus. Schon 2023 war sie nach einem noch ordentlichen Start im weiteren Jahresverlauf knapp ins Minus gerutscht. Damit lag die Produktion 2023 nur knapp über dem Niveau von 2015 und weit vom Höchststand im Jahr 2018 entfernt. „Uns bereitet vor allem Sorge, dass die Entwicklung der Produktion an den hiesigen Standorten der weltweiten Industrieproduktion seit mehreren Jahren immer weiter hinterherfährt“, sagte Barta, Dies liege nicht zuletzt an der sehr verhaltenen Entwicklung der Automobilindustrie.

Auch die Auftragseingänge machen keine Hoffnung auf eine baldige Trendumkehr. Im Januar verbuchten die Unternehmen erneut 4,4 Prozent weniger neue Aufträge, nachdem schon 2023 ein deutlicher Rückgang von knapp zwölf Prozent zu verzeichnen war. „Aufträge sind die Produktion und das Geschäft von morgen“, sagte der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer: „Hier sehen wir leider noch keine Besserung.“ Der Verband rechne daher in diesem Jahr nicht mehr mit einem Wachstum der Produktion.

Die über viele Jahre hinweg positive Beschäftigungsentwicklung in der baden-württembergischen M+E-Industrie ist mittlerweile ebenfalls zum Stillstand gekommen. Seit dem Ende der Finanzkrise 2010 hatte die Beschäftigung in der M+E-Industrie um gut 20 Prozent zugelegt. Nach einem Dämpfer durch die Rezession 2019 und die folgende Corona-Krise hatte sie sich schnell wieder erholt. „Jetzt sehen wir nur noch eine Seitwärtsbewegung“, sagte Barta: „Angesichts der im Saldo negativen Personalpläne müssen wir für dieses Jahr sogar mit einem leichten Rückgang der Beschäftigung rechnen.“ Auch Kurzarbeit nehme wieder etwas Fahrt auf. Dies sei jedoch nicht alleine auf das schwierige konjunkturelle Umfeld zurückzuführen. Viele Unternehmen erlebten derzeit auch einen tiefgreifenden Wandel bei Technologien und Geschäftsmodellen, in dessen Folge manche Bereiche an Bedeutung verlören. „Dieser Transformationsprozess schlägt sich jetzt allmählich auf die Beschäftigung nieder“, so Barta: „Die Ankündigungen einiger Unternehmen, ihren Personalbestand zu verkleinern oder Tätigkeiten ins Ausland zu verlagern, geben uns einen Vorgeschmack auf das, was auf unsere Industrie derzeit zurollt.“

Zwar entstünden im Zuge der Transformation auch neue Beschäftigungsmöglichkeiten. „Angesichts inzwischen sehr kritischer Standortbedingungen machen wir uns aber Sorgen, dass dieser Beschäftigungsaufbau nicht in Deutschland und Baden-Württemberg stattfinden könnte“, sagte der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer. Während Materialknappheit in Folge von Lieferengpässen für die Firmen nur noch eine geringere Rolle spielten, hätten die Unternehmen derzeit insbesondere mit hohen Kosten zu kämpfen. So lägen die Einfuhrpreise heute knapp 30 Prozent über dem Niveau von 2020, die Erzeugerpreise sogar knapp 40 Prozent darüber. „Vor allem die Preise für Energie sind in Deutschland für die Unternehmen so hoch, dass sie im internationalen Vergleich nicht mehr wettbewerbsfähig sind.“

Auch um andere Standortfaktoren wie Bürokratie, Infrastruktur oder die Verfügbarkeit von Fachkräften sei es derzeit nicht gut bestellt. Auch sei die Steuern- und Abgabenlast weiterhin sehr hoch, der Anteil der S ozialversicherungsbeiträge sei zuletzt wieder über die 40-Prozent-Marke gestiegen, was Arbeit verteure und Investitionen erschwere. „Politik und Sozialpartner müssen daher alles daransetzen, wettbewerbsfähigere Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Firmen wieder mehr Investitionen in die Zukunft ermöglichen“, forderte Barta: „Nur dann kann es uns gelingen, Beschäftigung und Wohlstand hier am Standort zu sichern.“

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website anpacken.suedwestmetall.de, auf der wir die aktuelle Lage und die anstehenden Herausforderungen unserer Industrie beschreiben.

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Volker Steinmaier

Referatsleiter Medienarbeit Print, Rundfunk und TV

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